Monsun?

Nachdem Chris das viele Wasser gestern freudig begruesst hat – wer bekommt schon Regenfotos von Kathmandu –  bekommt er zu seinem runden Geburtstag eine grosse Portion davon geschenkt. Wenn also alles gut geht, bekommen wir heute Nachmittag sehr exklusive Fotos vom Affentempel im Regen. Wenigstens duerfte sich die Anzahl der Touristen dann deutlich reduzieren.

In den letzten drei Tagen habern wir uns von Pemba noch einiges Interessantes im Kathmandu Valley zeigen lassen. Bhaktapur vor drei Tagen und vorgestern Patan. Gestern wollten wir es eigentlich ruhig angehen lassen – statt dessen verging der Tag mit Mani- und Pedikuere (nur fuer mich), “Erledigungen machen”, Souvenirs einkaufen (oh, ganz besonders schoene) und Regenfotografie. Das Ergebnis waren drei nasse Ex-Trekker (John F., Chris und ich), denen schon um acht Uhr Abends die Augen zu fielen. Wir wiisen  uns nicht zu helfen – aber unsere Kondition laesst doch arg zu wuenschen uebrig. Wir holen uns jede Nacht um die 11 Stunden Schlaf und sind trotzdem dauernd muede.

Immerhin ist sowohl Chris’ als auch mein Schlaf wieder ungestoert. Nachdem wir vor ein paar Tagen regelmaessig Besuch von grossen braunen glaenzenden und raschelnden Kaefertierchen hatten (in Summe ca. 10), haben wir das Zimmer gewechselt. Wir bewohnen jetzt das Dachgeschoss (topfloor!) Zimmer in Gebaeude 1 des Hotels. Im Gegensatz zu Gebaeude 2 ist der Haupttrakt kuechenfrei und unser Zimmer somit kakerlakenfrei.

Inzwischen bin ich hier im New Orleans nicht mehr alleine. Die “Jungs” – Chris und John F.- sind von Ihrem Streifzug zurueck und teilen sich mit mir den Platz unter dem undichten Dach. Die geplanten Videoaufnahmen beim Sticker sind wegen eines regeninduzierten Stromausfalls buchstaeblich ins Wasser gefallen. Dafuer koennen wir hier beobachten mit wie die Kellner mit Schirm oder mit “Deckel” Essen durch den Regen an den Kunden bringen. Improvisieren will gelernt sein.

Ach ja – und John prophezeit seit einer Stunde, dass es “bald aufklart” …  Schnick schnack. Ich nenne das Vor-Monsun und warte  geduldig auf mein Banannen-Lassi.

Namaste!

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Heute leider kein Basecamp

Nach einem anstrengenden Tag gestern und einer kurzen und nicht ganz durchgeschlafenen Nacht auf 4900 Metern in Labuche, sind wir heute aufgestiegen nach Gorak Shep (5180) Metern. Wir sind zur spaeten Mittagszeit angekommen und hatten die Wahl entweder weiter zu steigen (4 Stunden) zum Basecamp des Mt. Everest oder aber die Kraefte aufzusparen, um morgen den hoechsten Punkt des Treks zu erklettern. Von dem kleinen Aussichtshuegel Kala Patthar (5555 Meter) kann man angeblich eine gigantische Kulisse von mehr als 10 Achtausendern bewundern.

Ich habe mich fuer die letzte der beiden Optionen entschieden, da ich zwar gerne das Basecamp besucht haette aber keine Lust habe dort oben zu uebernachten. Mir fiel schon die letzte Nacht auf 4900 Metern schwer genug. Also werde ich meinen Stolz ein bisschen zuegeln und lieber einen neuen Hoehenrekord aufstellen.

Liebe Gruesse nach Deutschland.

 

3

Wir sitzen fest

Dingboche 4410m ue.N.N

Aus unsererem einen geplanten Akklimatisierungs- und Ruhetag sind nun unfreiwillig zwei geworden. Es hat die ganze Nacht geschneit und auch waehrend unseres Fruehstuecks nicht aufgehoert. Zwar ist die Sonne inzwischen herausgekommen und der Schnee rutscht in dicken Schollen von unseren Zelten bzw. vom Dach unserer Lodge aber es ist es zu spaet weiter aufzusteigen. Vor allem weil nicht klar ist, ob das Wetter haelt. Auch ist davon auszugehen, dass die Gruppen vor uns auch nicht weiter hoch gehen und die guten Campingplaetze direkt auf dem Gelaende der Lodges nicht frei werden.

Wenn im Aufenthalts- und Speiseraum unserer Lodge nicht gerade Fotolehrstunden abgehalten werden, wird Karten gespielt (seltsamerweise gewinnen fast immer Pemba und Sonam, zwei unserer Sherpas), Erkaeltungstee geschluerft oder Nickerchen gehalten. Am Yak-Dung-gefeuerten Ofen haengen Socken und Innensohlen zum Trocknen.

Seit gestern bin ich auf Diamox. Nach dem ich mich nach einer kurzen Uebungwanderung von 250 Hoehenmetern einmal unvorsichtigerweise etwas zu schnell bewegt habe, hat mir den Rest des Tages der Kopf gedroehnt. Mit den ueblichen Flutungen war dem nicht beizukommen. Auf Anraten von Jon der sehr himalaya-erfahren ist und Jeff unserem mitreisenden Arzt habe ich angefangen Diamox zu nehmen. Dadurch hatte ich die wohl beste Nacht des ganzen Trips, bin jetzt kopfschmerzfrei und herrlich ausgeschlafen – was auf dieser Hoehe nicht selbstverstaendlich ist.

Gestern hat unser Leit-Sherpa Tendi (unser Pacemaker) erfahren, dass sein Bruder in Camp 2 unterhalb des Everest-Gipfels verstorben ist. Daraufhin ist er “mal eben” mit ein paar unserer Sherpas zum Basecamp aufgebrochen um den Toten in sein Heimatdorf zu ueberfuehren. Bis auf ihn, sind alle heute morgen zum Fruehstueck wieder zurueck gewesen. Das Tempo mit dem sich die Jungs hier oben bewegen ist fuer uns Flachlandmenschen nicht von dieser Welt. Ein trauriger Anlass … trotzdem beeindruckend.

So – fuer heute genug Erlebnisschnippsel, ein zusammenhaengender Text wird das sowieso nicht mehr. Ich werde jetzt meine tausendenden vollgeschnupften Taschentuecher dem Yak-Dung-Ofen uebergeben und damit was zum allgemeinen Waermewohlbefinden beitragen. Dann gehts ab ins “Internet-Cafe” …

Bis bald!
P.S. John Fera, einer unserer Teilnehmer, hatte gestern Geburtstag. Unsere Sherpa-Crew hat ihm eine richtige kleine Feier ausgerichtet – samt Geburtstagskuchen mit Kerze, Girlande, Luftballons an den Zelten und im Fruehstuecksraum sowie einem an “gewissen Stellen” anatomisch erstaunlich korrekten Schneemann *g*

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Namaste aus Namche

Heute ist der dritte Trektag und damit unser erster Ruhetag. Wir haben ihn alle noetig – zum Ausruhen und zum Aklimatisieren. Unser erster Tag auf der Piste war eher einfach, es ging in stetigem Rauf und Runter in Summe ca. 200 Hoehenmeter abwaerts nach Phading, wo wir unsere Zelte bezogen.  

“Unser Camp” – das sind ca 12 Zelte, in Summe 16 Guides und  Sherpas, 12 Teilnehmer und 9 Jupkyu (eine Hybride aus Kuh und Yak). Je nach Oertlichkeit und Anzahl der Teilnehmer, die ihre Verdauung auf “Nepali Style” umgestellt haben, kommt noch ein separates 1x1m grosses Zelt fuer eine (zusaetzliche) Oertlichkeit dazu. Diese Oertlichkeit besteht in einem Loch im Boden und einer Rolle Toilettenpapier an einer Schnur parallel zur Zeltwand. (unsere amerikanischen Teilnehmer nenne es das “bathroom tent”.

 

Der Tag beginnt typischerweise mit einem Kaffee oder Tee, den man um sechs Uhr morgens durch die Oeffnung des Zelts gereicht bekommt. Bis acht bleibt Zeit fuer das Ein- und Umpacken der Taschen und fuers  Fruehstueck. Danach geht es auf die Strecke. Gestern mit Ziel Namche Bazaar auf 3500m Hoehe.

 

Von unseren Guides geht immer einer an der Spitze der Gruppe, einer am Ende und einer pendelt zwischen Anfang und Ende und behaelt die Gruppe als Ganzes im Auge. Einer der Sherpas ist auf das Erkennen von Notfallsituationen spezialisiert – d.h. auf das Erkennen von Hoehenkrankheit aber auch auf versagendes Equipment. Auf die Frage, ob auch Durchfall zu den Notfaellen gehoert musste er lachen und meinte “no, no – we consider that normal”. Wir inzwischen auch. (Wir haben einen Club “Nepali Style Digestion” gegruendet und denken derzeit noch ueber ein Clubemblem nach. )

 

Die Landschaft, durch die wir gestern den ganzen Tag gewandert sind, ist im urspruenglichen Sinne des Wortes unbeschreiblich. Die Dimension von Bergen Taelern, Schluchten und Haengebruecken laesst sich auf Fotos  nicht darstellen. Phuuuu, auch auf meinen nicht –  im Uebrigen. Selbst nach zwei Tagen zwischen diesen riesigen Felshaufen kommt mir das alles hier sehr unwirklich vor. Trauemen ist allerdings nicht angesagt. Die Wege sind holprig und man muss immer aufpassen, wo man hintritt. Spaetestens, wenn man  sich auf  einer der schmalen Haengebruecken mit einem Yupkyu  den Weg teilen soll, ist Eile angesagt. Man macht sich am Besten vorwaerts oder rueckwaerts aus dem Staub. Die Biester gehorchen ihren Besitzern naemlich bei Weitem nicht immer – besonders dann nicht, wenn irgendwo Gruenzeug lockt. Dafuehr klettern sie viel gewandter und ausdauernder als wir schmale steile Treppen rauf und runter. Ich wundere mich schon ein paar Mal, auf was fuer superschmalen Stiegen  ich ueberall Yup (= Yupkyu Poo = Yupkyu-Mist) finde. 

 

 

Am Ziel der Tagesetappe liegt   “unser Camp” oberhalb von Namche knapp unter einer tiefhaengenden Wolke und erschient uns allen wohl als der unwirtlichste und Ort dieser Welt. Die Hoehe tut neben den Strapazen des zehnstuendigen Anstiegs ihren Teil dazu, dass wir uns bei der Ankunft nicht wirklich wohl fuehlen.  Auch das lockende Abendessen kann einige nicht davon abhalten,  sich sofort in die Zelte zu verkruemeln. Ich habe das Glueck nur muede zu sein – ich habe das Tagespensum ohne grosse Schwierigkeiten hinter mich gebracht und  stecke auch  die Hoehe gut weg. Ich weiss aber, dass sich sich Beides  praktisch jeden Tag aendern kann.

 

 

Fuer alle ist  es ein langer  Tag. Zwischen dem ersten und dem letzten der Gruppe liegen bei der Ankunft mehrere Stunden. Trotzdem – alle sind trotz Zipperlein heil am Ziel.  Bei Sonnenschein und nach einer durchgeschlafenen Nacht ist der Blick auf Namche Bazaar wunderschoen. Von unwirtlich keine Spur mehr. Und unsere Sherpa Crew versorgt uns sowieso  fuersorglichst mit allem, was wir brauchen.

 

Morgen geht es weiter nach Tengboche und damit verlassen wir den Bereich, in dem wir noch Handyempfang haben. SMS-Versand nach Hause – Fehlanzeige

 

Machts gut allerseits – ich melde mich wieder sobal unser SAT-Equipment das tut, was es soll. Umlaute gibt’s erst wieder, wenn ich an einem deutschen Computer sitze.

 

3

100g Vermischtes

In diesem Blog herrscht nun schon zu lange Ebbe. Ein an sich unhaltbarer Zustand und so nutze ich die Rückfahrt vom Wochenende in Tübingen, um hier ein gerüttelt Maß Vermischtes abzulegen.

Der große Gear-Shopping Trip – oder: wir machen Globetrotter reich

bei meinem letzten Blogpost fehlte  uns ja noch die Hälfte der Ausstattung für unseren Nepaltrip – inzwischen können wir hinter praktisch jeden Posten auf Jons Liste einen Haken machen. Und zusätzlich auch noch hinter ein paar geheime Zutaten, die wir für die Reise organisiert haben.
Vor drei Wochen sind wir nach Hamburg gefahren, um dort den Globetrotter Store leerzukaufen. Das Ziel haben wir zwar knapp verfehlt aber immerhin konnten wir  einige der großen Fächer hinter der Kasse voll kriegen, in denen man während eines Einkaufstags seine Beutestücke parken lassen kann. Ich glaube wir haben es auf vier oder fünf große Körbe gebracht auf denen dann ein “Marquardt-Zettelchen” klebte. Systematisch wie wir nun mal sind (keine Widerrede!), haben wir im Obergeschoss angefangen und uns von dort etagenweise bis in den Keller vorgearbeitet. Ganz oben “auf dem Dach der Welt” gab’s gefrierschrank-geeignete Daunenschlafsäcke (gekauft wie gesehen und probegelegen), dazwischen warme (und kalte) Unterwäsche, T-Shirts, Fleecelayer, Softshell- und Goretexhosen, Handschuhe, Hüte, Mützen, Wandersocken, Wasser- und sonstige Flaschen. Meine Experimente mit Schlafsack-Elektrostatik blieben zwar undokumentiert, aber wie gut uns die verschiedenen Kopfbedeckungen  und Halswärmer zu Gesicht standen, kann ich beweisen. Nur schade, dass ich kein Bild von dem Paddington-Bär-Hut habe, den Monsieur sich gekauft hat. 

  

 

"über den Kopf verliert man 80% der Körperwärme." Schon guuut, ich kauf sie ja!

"über den Kopf verliert man 80% der Körperwärme." Schon guuut, ich kauf sie ja!

  

 

Kenny? Oh mein Gott!!

Kenny? Oh mein Gott!!

Aufgehört haben wir schließlich mit zwei wasserdichten 140l  Ortlieb Expeditionsdufflebags, in die wir den ganzen Zauber am Ende auch gleich verpackt haben.  Nach 6 Stunden Power-Shopping waren wir dann am Ende und brauchten ganz dringend einen Snack und ein Eimerchen mit Apfelschorle. 

Ich kreuze Bücher  …

Angesichts der sich biegenden Bücherregale in meinem Wohnzimmer, denke ich nun ernsthaft über Familienplanung meines Lesefutters nach. Weil ich sie offenbar nicht daran hindern kann, sich über Nacht oder in anderen unbemerkten Momenten unkontrolliert zu vermehren, habe ich mich dazu entschlossen, einige von ihnen zur Adoption freizugeben.  Über die Bookcrossing Website registriere ich Dubletten, Eintagsfliegen, Bücher, mit denen es mir peinlich ist, gesehen zu werden und frustgeshoppte Mängelexemplare und entlasse sie in die große weite Welt. Gleichzeitig habe ich mich darüber in ein paar virtuelle “Lesezirkel” eingetragen – so komme ich auch mal an Bücher, die mich in der Buchhandlung vielleicht nicht unbedingt anspringen würden. Das Gute ist,hinterher bin ich gezwungen die Bücher an den Nächsten weiterzuschicken – das belastet die Regalbretter nicht weiter.

… und auch Kameras

Angestiftet vom Bookcrossing hat mich natürlich interessiert, ob es sowas Ähnliches auch in der Foto-Welt gibt. Und HURRAA – es gibt es.

Das Disposable Memory  Project schickt nach einem ganz ähnlichen Prinzip Einweg-Kameras auf die Reise.

we’re leaving disposable cameras around the world.
hopefully, people will 
pick them up, take a few photos and pass them on, eventually returning home – so we can tell their stories.

Auf Flickr kann man sich die Bilder der Plastikknipsen ansehen und die einzelnen zwischendurch gemeldeten Stationen sind auf dem Blog des Projekts nachlesbar. Ich fand die Idee wunderbar und so habe ich beim Projekt nach einer eigenen Kamera-ID angefragt und auch eine bekommen. Meine Einwegkamera soll mich nach Nepal begleiten und wird – so ich dort ankomme – im Everest Basecamp ausgesetzt. Vielleicht nimmt sie ja einer der anwesenden Bergsteiger mit auf den Gipfel – das wäre ein Traum. Bilder und Updates meiner Kamera kann man – wenn es soweit ist – unter einer eigenen URL nach verfolgen (noch geheim).

Sooooo

Noch eine dreiviertel Stunde, dann rollt mein Zug in Hannover ein, wenn ich noch länger schreibe, liest das hier keiner mehr. Also Schluss für heute. Anmerkungen und Ähnliches dürfen in der Kommentarfunktion abgelegt werden.

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