Ich hasse übrigens den Begriff Entschleunigung …

Wann immer ich über Blogartikel falle, in denen es in irgendeiner Form um analoge vs. digitale Fotografie geht, bleibe ich kleben. Sie sind für mich ein bisschen wie ein offener Honigtopf .. eigentlich ist das Zeug pur viel zu süß und doch tippt der Finger auf die Honigoberfläche und wandert zum Mund. Pawlowsche Reflexe. Mehr oder weniger.

Hängengeblieben bin ich diesmal an einem Artikel von Ronny auf seinem Blog BlogTimes Warum analoge Fotografie im digitalen Zeitalter?“. Irgendjemand in meiner Twitter-Timeline hatte den Link gepostet. Ich wollte nur kurz reinlesen, dann blieb ich an “Ich hasse übrigens den Begriff Entschleunigung … “ hängen und las weiter. Polarisierende Aussagen … jaja, da war sie wieder die Sache mit dem Honigtopf  …

Beim Durchlesen des Texts und auch danach blieb ein komischer Beigeschmack. Irgendwas juckte mich. Eigentlich wollte ich nicht kommentieren .. und doch habe ich mich dabei ertappt, wie ich einige im Artikel genannte Argumente gedanklich wiederkäute.

Das Thema ist viel diskutiert – und trotzdem berührt es bei mir immer einen Nerv. Wahrscheinlich weil ich selbst so oft verständnislos angeschaut werde, wenn Freunde/Kollegen oder Familie erleben, dass Fotografie nach einigen rein digitalen Jahren, für mich (wieder) auschließlich anlog geworden ist. Der analoge Prozess, der Weg zum Bild ist für mich ein nicht wegzudenkender Teil meiner  Fotografie – oder dem, was Fotografie für mich ausmacht.
(Ich sage bewusst für mich. Andere arbeiten anders, haben Spaß daran und bringen faszinierende Bilder mit – ich beziehe mich hier auf mein eigenes Empfinden.)

Exemplarisch greife ich mir ein paar Aussagen aus Ronnys Blogpost heraus, die mich (oder meinen Widerspruchsgeist?) gekitzelt haben.

Aussage Nr. 1

Was kann ich mit einer analogen Kamera, was ich nicht auch mit der Digitalen kann? Nichts kann ich besser! Beide nehmen “Licht” auf – einziger Unterschied, die eine auf Film, die andere auf eine Pixelfläche.

Jein, lieber Ronny. Im Bezug aufs Motiv hast Du absolut recht. Entweder ich kann ein Motiv sehen – oder nicht. Wenn ich keinen Blick fürs Motiv habe, wird – egal mit welcher Kamera oder Aufnahmetechnik – kein gutes Bild daraus.

“Beide nehmen Licht auf” – Richtig. Aber Film oder Sensor – der Unterschied ist gravierend. Hier handelt es sich um weit mehr, als nur um zwei unterschiedlich farbige Eimer, die aber in gleicher Art und Weise Wasser aufnehmen.

Beim analogen “Eimer” hat der Fotograf in dem Moment, wo das Licht drauf fällt, schon einige Entscheidungen getroffen, die das Endergebnis entscheidend beeinflussen. Und nicht nur das. Sie werden  wahrscheinlich auch schon die Art und Weise beeinflussen wie er arbeitet. Oder er hat – anhand seiner bevorzugten Arbeitsweise – seine Werkzeuge entsprechend ausgewählt:

  • Die Kamera (welches Format, welche bildbestimmenden Eigenarten, technische Möglichkeiten und Einschränkungen),
  • den Film (wieviel bzw. was für ein Licht habe ich, welche Kontraste finde ich vor bzw. möchte ich im Bild nachher sehen, welche Emulsionscharakteristik brauche ich für mein Ergebnis – will ich z.B. viel oder wenig Korn),
  • den Entwickler (welche habe ich zuhause, welcher passt besonders gut zum gewählten Film, unterstützt durch sein Zusammenwirken mit der Emulsion meine Bildaussage, mein Sujet)

… das ließe sich noch weiter fortsetzen, denn streng genommen, ist da noch nicht Ende der Fahnenstange (man kann auch noch mit Entwicklungstemperatur, Kipp-Rhythmus, etc. spielen, ohne in Esoterik abzugleiten – und das betrifft nur die Entwicklung des Films und die Annahme, dass hybrid weiterverarbeitet wird. In der Dunkelkammer waren wir noch nicht mal …).

Darin liegt für mich wichtiger (und ohne Ende faszinierender) Aspekt an der analogen Fotografie: nämlich im enormen kreativen Potential, dass die verschiedenen Kamera-Belichtungs-Film-Entwickler-Kombinationen bieten (vor allem beim S/W-Film). Besonders, da sie sich so wenig linear verhalten, dass die Software-Entwickler dieser Welt dieses Verhalten höchstens im Ansatz digital simulieren können. Wer schon einmal Filme in Licht ersäuft und anschließend in der Entwicklung gepullt hat oder (andersherum) in der hellsten Mittagssonne um drei Blenden unterbelichtet und anschließend gepusht hat, kann sich erinnern, dass die Unterschiede alles andere als vernachlässigbar sind.

Wenn ich mir also nicht vorher ein paar Gedanken mache, mit welchem Film und entsprechender Belichtung sowie Entwicklung ich meine Vorstellungen umsetzen kann, bekomme ich entweder nur ein “so lala” Ergebnis oder im Extremfall einfach leere Negative.

Beim digitalen Arbeiten (bzw. dem digitalen Eimer) kann ich sehr viele Entscheidungen (auch technischer Art) erst hinterher treffen. Beim Analogen muss ich sie vorher treffen. Sonst kann ich viele kreative Visionen haben, die werden aber nie das Licht der Welt erblicken. In vielen dieser technischen Entscheidungsprozesse liegt der Schlüssel zum kreativen Arbeiten.

Sicher, ich kann meine Filme grundsätzlich nur auf Nennempfindlichkeit belichten und dann entwickeln lassen – von irgendeinem Labor. Mit irgendeinem Entwickler. In einem standardisierten Prozess. Ich kann dann das Ergebnis nehmen wie es kommt und mich dann einfach daran erfreuen. Für mich persönlich ist es jedoch viel spannender, die Zusammenhänge dahinter zu erkunden, die Stellschrauben und Parameter zu finden, die  meine Ausdrucksmöglichkeiten (theoretisch) fast unendlich erweitern.

Aussage Nr. 2

Der Aufnahmeprozess, angefangen von der manuellen Belichtungsmesser über die Fokussierung bis hin zum manuellen Aufziehen des Verschlusses ist mir dabei völlig egal. Sicherlich es macht Spaß so zu arbeiten, aber für mein eigentliches Endergebnis ist das nicht entscheidend.

Bei mir ist das nicht so. Vielleicht weil ich noch viel mehr zu lernen oder zu begreifen hatte. Mir ist am Beispiel analoges Großformat  erst klar geworden, wieviel einem jede halbwegs moderne Kleinbild- oder Mittelformatkamera abnimmt. Implizit war mir klar, dass man einen Verschluss spannen muss, damit er seinen Job tun muss – BEGRIFFEN habe ich es erst, als ich mich vor dem ersten Schuss mit meiner Graflex durch meine mentale Checkliste gearbeitet habe. Ich stelle außerdem fest, dass ich mir noch mehr Gedanken über mein Motiv und die wirklich bildwichtigen Elemente mache, wenn ich einen Fokus (womöglich noch mit Lupe) manuell sauber setzen muss, anstatt das irgendeinem Autofokus-Messfeld zu überlassen. Gleiches gilt für die Belichtung. Wohin und in welchem Winkel messe ich denn nun, wenn ich keine tolle Matrix- oder Mehrfeldmessung zur Verfügung habe, sondern nur meinen alten Gossen schwinge (oder, oh Frevel, mit einer  iPhone-App messe)?

Und ja, ich glaube daran, dass das viele Be-Grei-Fen und Erfahren meinem Fotografie-Verständnis auf die Sprünge hilft und sich irgendwann auch in meinen Bildern wieder findet. Oder, wie ein kluger Mensch in meinem Umfeld neulich meinte: Von der Hand in den Kopf, in den Bauch.

Man möge mich nicht falsch verstehen: ich halte mich mitnichten für die große Fotokünstlerin, die all das, was sie gelernt hat, virtuos und regelmäßig in preisverdächtige Werke umsetzt. Aber ich liebe es,  in meine Hobbys einzutauchen. Ich mag es, den Alltag hinter mir zu lassen, in dem  ich mein Gehirn um ein Thema wickle, das mich fasziniert. Genau deshalb ist der Prozess für mich so wichtig wie das Endergebnis.

Just my two cents – oder in dem Fall eher mein ganzes Pfennigglas.

Monika Andrae

monika.andrae@gmail.com
18 Comments
  • Ronny

    26/12/2012 at 22:14

    Hallo Monika,

    schön, dass Du Dich so mit meinem Artikel auseinander gesetzt hast. Selbstverständlich kann ich mich vor einer analogen Aufnahme mit vielen “technischen” Dingen (Kamera, Film, späterer Entwickler….) auseinander setzen, doch ich persönlich reduziere das auf ein Minium. Das Motiv steht für mich im Vordergrund und ein korrekt belichtetes Negativ kann ich im “hybriden” Workflow wunderbar nachbearbeiten.

    Du schreibst, dass in der analogen Fotografie ein enormes Kreativpotenzial steckt. Yep, das ist korrekt und macht sicherlich auch Spaß und ist Interessant. Nach knapp 2 Jahren Dunkelkammerarbeit möchte ich mich zwar nicht als Guru bezeichnen, aber diese Kreativität in der Entwicklung mache ich nun am PC und ehrlich gesagt, das geht besser als in der Kammer 🙂

  • Martin W.

    27/12/2012 at 11:43

    Hallo Monika,

    herzlichen Dank für deine professionelle sowie perfekte Zusammenfassung.
    Besser (verständliche) kann man den Weg zum Bild nicht beschreiben. Wow

    Mach bitte weiter so !

    LG Martin

  • Urban Hafner

    27/12/2012 at 16:46

    Hallo Moni,

    ja die Ausrüstung (incl. Film, Entwickler, …) macht auch bei mir was aus. So gut wie du kann ich das (noch) nicht in Worte fassen, aber es ist ziemlich eindeutig, dass meine Fotos besser geworden sind seit ich wieder analog arbeite.

  • DonPaolo

    28/12/2012 at 14:19

    Da mein Kommentar etwas länger ausgefallen ist, habe ich einen Blogbeitrag daraus gemacht 🙂

    http://donpaolo.zenfolio.com/blog/2012/12/lob-der-digitalfotografie

    Herzliche Grüße
    Paul

  • Rabazzo

    28/12/2012 at 20:41

    Danke für die Gedanken.
    Wenn ich (männlichen) Freunden erklären muss, warum ich auf Film fotografiere, nehme ich oft die Oldtimer-Analogie: wenn ich schnell von A nach B mit möglichst viel Komfort kommen will nehme ich einen modernen PKW. Wenn ich Autofahren in seiner abenteuerlichsten, urspünglichen und riskantesten Form genießen will einen Oldtimer 🙂

    Beides hat seine Berechtigung und seinen ganz eigenen Reiz…

    Grus
    R.

  • Martin Kaluza

    29/12/2012 at 12:42

    Hallo Moni!

    Danke für den Beitrag und die neue Motivklingel.
    Obwohl ich die schnelle und unkomplizierte
    Fotografie mit meiner DSLR liebe, fasziniert mich
    auch die analoge Fotografie und trägt zu meinem
    Verständnis der Vorgänge bei. Abgesehen davon
    habe ich GAS und muß einfach alles ausprobieren…
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude beim
    Experimentieren und freue mich auf neue Motivklingeln!

    Gruß,

    Martin

  • Roy Focke

    30/12/2012 at 12:24

    Analoge Fotografie – digitale Fotografie. “Oder” oder “und”?

    Nach dem Lesen so einiger Texte, die die analoge und die digitale Fotografie gegenüberstellen und in denen die Autoren feststellen, welche von beiden denn für sie die bessere ist, sehe ich mich gemüsigt, selbst ein paar Worte dazu niederzuschreiben.

    Hauptsächlich berufe ich mich auf den Blogpost “Ich hasse übrigens den Begriff Entschleunigung” (Link: http://www.andrae.org/blog/2012/12/ich-hasse-ubrigens-den-begriff-entschleunigung/) von Monika Andrae (Monika Andrae: Twitter: https://twitter.com/nahlinse ; Podcast: http://www.monismotivklingel.de ; Blog: http://www.andrae.org/blog/) auf ihrer Internetseite http://www.andrae.org/blog/ ) und ihren Podcast “Monis Motivklingel #51 – Nach-Weihnachts-Rant in denen sie sich auf den Blogpost von Ronny auf blogtimes.info (Link: http://blogtimes.info/warum-analoge-fotografie-im-digitalen-zeitalter/ ) bezieht.

    Die digitale Fotografie ist eine beeindruckende Evolution aus der analogen Fotografie. Sie macht vieles einfacher und ist um ein vielfaches schneller als das Arbeiten mit Film und Dunkelkammer. Man muss im wesentlichen darauf achten, immer schön die Akkus voll und die Speicherkarten leer zu haben. Beides natürlich in möglichst mehr als ausreichender Anzahl. Ein digitales Foto ist sofort auf dem kleinen Bildschirm auf der Rückseite der Kamera überprüfbar und kann ohne größere Umstände wiederholt werden. Besonders praktisch ist natürlich auch, wenn man das sogenannte “Tethered Shooting” (Wikipedia-Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Tethered_Shooting ) betreibt. Bei diesem verbindet man zum Beispiel im Studio die Kamera mit dem Computer und die Bilder werden sofort auf dem Monitor angezeigt. So kann man direkt Änderungen mit dem Modell absprechen und schnell zu dem gemeinsamen Ziel kommen. In Zeiten des Internets und der Digitalisierung des Alltags ist die digitale Fotografie absolut nicht mehr wegzudenken. Sportfotografen, Reporter, Modefotografen und die vielen anderen sind darauf angewiesen schnellstmöglich Bilder an die Auftraggeber zu schicken. Sie schiessen das Motiv ab, nehmen die Speicherkarte aus der Kamera und schieben sie in den Computer. Dort sortieren sie den Ausschuss aus und senden mittels superschnellem Internet – womöglich sogar per Mobilfunk – ihre Auswahl an die Abnehmer. Ob sich dieser dann in einem Ort fünf oder fünftausend Kilometer entfernt befindet ist egal. Innerhalb weniger Sekunden werden die Bilder bei ihm sein. Auch die Programme, mit denen man die digitalen Fotos bearbeiten kann, werden immer besser. Sie erlauben vieles auszubessern, zu manipulieren, zu simulieren und zu verfremden. Meist ist nur die Kreativität oder die Komplexität der Programme die Grenze des Machbaren. Sind die Bilder dann am Computer fertig be- und verarbeitet kann man sie – wieder über das Internet – an ein Labor schicken und sie dort auf beliebigste Untergründe in unterschiedlichsten Größen drucken lassen. Das reicht von normalen Papierabzug in 9 x 13 cm über postergroße Leinwände oder Aluminiumtafeln bis zu riesigen LKW-Planen. Selbst Glas kann man inzwischen bedrucken!

    Alles gut und schön. Zu was brauchen wir also noch die analoge Fotografie?

    Diese Frage habe ich mir ehrlich gesagt selbst noch nie selbst gestellt! Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass analoge und digitale Fotografie parallel existierend eine Zukunft haben. Digital wird überall eingesetzt, wo es auf schnelle und unkompliziert zu erhaltende Produkte ankommt. Wenn ich in ein Fotostudio gehe und dort Bewerbungsbilder oder biometrische Passbilder haben will, gehe ich nach ein paar Minuten mit dem fertigen Produkt wieder nach hause und bin glücklich. Die ganzen bereits weiter oben genannten Berufsfotografen wären in der heutigen Zeit chancenlos würden sie nicht digital arbeiten. Sie leben von der Schnelligkeit der Fotografie mit den Nullen und Einsen. Die analoge Fotografie will aber gar nicht mit dieser Schnelligkeit konkurrieren. Im Gegenteil! Sie nimmt das Tempo raus.

    Viele werden noch die sogenannten Kleinbildkameras (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinbildkamera) kennen. In diese legt man einen Film mit vierundzwanzig oder sechsunddreissig möglichen Bildern in die Kamera, zog den Film vorsichtig so weit aus seiner Dose, dass der Fördermechanismus der Kamera in die eingestanzten Lochreihen an der Ober- und Unterkante greifen konnte und schloss den Kamerarückdeckel wieder. Das ganze sollte man möglichst auch noch in einer dunklen Umgebung machen, da sonst Licht an den Film gelangen und die Bilder unbrauchbar machen könnte. Ähnlich geht man bei den sogenannten Mittelformatkameras (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelformatkamera ) vor. Der Film wird in ein Filmmagazin eingelegt und dieses dann an die Kamera angebracht. Bei Großformatkameras (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Großformatkamera ) ist dann wiederum die gebräuchlichste Technik die der Planfilmkassette in denen oft ein Bild pro Kassette aufgenommen werden kann.

    All dies vollführt man wenn man sich auf die analoge Fotografie einlassen will mit einer gewissen Sorgfalt und Ruhe. Man nimmt sich Zeit. Mit Respekt betätigt man den Hebel oder die Taste, mit dem man das Filmfach öffnet und achtet dabei darauf, den vielleicht in der Kamera vorhandenen Film nicht der Sonne auszusetzen und so unbrauchbar zu machen. Wenn man diesen aus der Kamera genommen hat legt man den neuen Film in die Kamera und schliesst den Deckel mit sanftem Druck bis die Veschlussmechanik einrastet. Jetzt hat man sich für die Anzahl der Bilder die mit dem eingelegten Film möglich sind mehr oder weniger auf eine Lichtempfindlichkeit festgelegt. Ebenso ob man farbig oder schwarzweiss fotografieren möchte. Nun überdenkt man bei jedem Foto welche Einstellungen man an seiner Kamera vornehmen soll. Welche Blende stellt man ein? Welche Belichtungszeit passt zur Blende und zur Empfindlichkeit des Films bei den gegebenen Bedingungen des Motivs. Man stellt – so man es benötigt – ein Stativ auf, denkt sich dabei in die Fotografie ein. Langsam versinkt man in den Moment. Wird eins mit der Kamera. Betrachtet immer wieder das Objekt welches man auf Film bannen will. Einem meditativen Akt gleich setzt man die Kamera auf das Stativ auf und nimmt die Einstellungen an ihr vor. Durch den Sucher blickend wählt man den Bildausschnitt welchen man sich schon beim Vorbereiten der Kamera überlegt hat und fokussiert mit einem gleichmäßigem sanften Drehen am Objektiv. Wenn die Kamera nicht akkubetrieben ist muss man sie vielleicht noch aufziehen bevor man auslösen kann. Wenn man dann mit der Komposition des Bildes fertig ist und die äußeren Umstände wie Licht, Personen die durch das Bild laufen etc. es zulassen drückt man den Auslöser und hört mit einem satten Klacken wie die Kamera den Film belichtet.

    Noch um einiges umfassender ist das Fotografieren mit Mittel- oder gar Großformatkameras. Es ist penibel darauf zu achten, das Filmmagazin wirklich lichtdicht an der Kamera anzubringen oder die Filmkassette ja nicht dem Licht auszusetzen. Bei Großformatkameras hat man sogar noch die Möglichkeiten des Tilten und Shiften um zum Beispiel Verzerrungen bei Architekturaufnahmen oder den berüchtigten Miniaturwelteneffekt zu erhalten welche man sich bei Spiegelreflexkameras mit teuren Objektiven (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Tilt-und-Shift-Objektiv ) erkaufen muss. Besonders andächtig wird man wenn man sich unter ein schwarzes Tuch begibt um bei einer auf dem Stativ stehenden Kamera den Abstand zwischen dem Objektiv und der Bildebene und die weiteren Parameter einzustellen.

    Während diesen Prozesses überlegt man sich genau was und wie man etwas fotografieren will. Man wird sozusagen eins mit dem Bild und der Kamera.

    Bei einer digitalen Kamera fehlt mir persönlich dieses umfassende Hineindenken in die Technik. Man sieht das potentielle Motiv, nimmt die Kamera, überprüft eventuell noch schnell ob ISO und Weissabgleich stimmen und drückt dann nach ein wenig Drehen am Objektiv ab. Um sicher zu gehen, auch ein passendes Bild dabei zu haben wird oft auch noch die Serienbildfunktion genutzt und die Kamera schiesst maschinengewehrgleich eine ganze Serie von Fotos. Man hat ja genug Speicher auf der Karte und kann dann am Computer nicht gewünschte Bilder löschen. Seltener werden dann schon die Kamerarogramme jenseits des P-Modus – dem Automatikmodus – welcher quasi alles von selbst einstellt von fortgeschrittenen Fotografen genutzt. Die Anzahl derer, die wirklich alle Einstellungen wie bei analogen Kameras durchaus üblich manuell vornehmen dürfte im digitalen Bereich verschwindend gering sein. Damit überlässt man natürlich der Kamera auch einen Teil des kreativen Prozesses.

    Viele Leser werden jetzt denken, sie können ja entsprechende Änderungen nachträglich in dem Bildbearbeitungsprogramm ihrer Wahl vornehmen und das dann ausgleichen. Diese kennen aber die Möglichkeiten der analogen Fotografie nicht! Wie Monika Andrae schon in ihrem Blogpost angebracht hat, gibt es nahezu unendliche Kombinationsmöglichkeiten zwischen Filmhersteller, Film, Filmempfindlichkeit, Körnung und und und.

    Weiter geht es mit der Entwicklung des Fotos. Am Computer hat man oft eines der grossen Programme und dazu vielleicht noch ein Filterpaket, welches per Software die Effekte nachzuahmen versucht, die ursprünglich in den Zeiten der analogen Fotografie entwickelt wurden. Dies hat leider oft den Effekt, es werden die immergleichen Manipulationen vorgenommen. In Mode erscheinen mir zur Zeit besonders die Vignette (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Vignette ), der Tilt-/Shift-Effekt (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Tilt-und-Shift-Objektiv ), Color-Key (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Keying ) und das Umwandeln in schwarzweiss zu sein. Das ändert sich aber ständig. Besonders im Trend sind diverse Apps – also kleine Programme für Smartphones (führend natürlich das allgemein bekannte Instagram) – mit denen man mit wenigen Fingerstreichen ein Bild verändern und dann im Internet veröffentlichen kann. Gemein haben solche Bilder aber, sie schauen irgendwie alle gleich aus! Ich bin jetzt vielleicht etwas populistisch und verallgemeinere, aber sind wir doch ehrlich: Wenn man die Softwarefilter benutzt, nimmt hat man oft ein paar Favoriten, die man regelmässig in sich immer wieder ähnelnden Variationen anwendet. Das ist der gebräuchliche Umgang mit dieser Software und dadurch, dass dies jeder so macht ähneln sich die Bilder immer mehr.

    Entwickelt man die Fotos aber auf Grundlage von analogem Film in einem Fotolabor hat man die komplette Verantwortung für das Endprodukt. Im eigenen Labor gilt der Spruch “Easy to learn. Hard to master.” Es ist sehr einfach die Entwicklung von analogem Film zu erlernen, besonders wenn man mit Schwarzweissfilm anfängt. Schnell wird man aber merken, es gibt unzählige Kombinationsmöglichkeiten was Film, Belichtungsweise, Entwickler, Entwicklungsdauer und und und betrifft. Ja sogar wie man die Schale mit dem Entwickler bewegt während das belichtete Foto darin ist kann einen großen Einfluss auf das Endprodukt haben! Der erste Schritt in der Dunkelkammer ist aber schon ein kleiner Höhepunkt. Entweder man arbeitet in einem komplett dunklen Raum oder man benutzt eine Art Sack, in den man mit den Händen hineinschlüpft um den belichteten Film aus seiner Dose in die Entwicklerdose zu wickeln. Da dies für den ungeübten Fotografen durchaus etwas knifflig sein kann ist es schon ein erhebendes Gefühl, dies ohne Verluste geschafft zu haben. Wenn man dann die Entwicklerflüssigkeit hinzufügt, versucht man die Klaviatur aus der Art des Entwicklers, seiner Konzentration, der Temperatur und der Dauer des Entwickelns genau so hinzubekommen, dass man das gewünschte Ergebnis erzielt. Hier ist es beispielsweise möglich den Film zu “Pushen” (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Filmempfindlichkeit#Push-_und_Pull-Entwicklung und http://de.wikipedia.org/wiki/Push-Entwicklung ) oder zu “Pullen”. Beim Pushen belichtet man einen Film absichtlich kürzer als vorgesehen und entwickelt ihn dann entsprechend länger. Das Pullen ist entsprechend umgekehrt: Man belichtet einen Film länger als vom Hersteller vorgesehen und entwickelt ihn dann in einem gewünschten Ausmass kürzer. Beides hat große Auswirkungen auf solche Dinge wie Kontrast und Körnigkeit des Filmes. Nach dem Entwickeln folgen noch das Wässern und das Fixieren. Mit etwas Übung kann man allein schon während des Prozesses der Filmentwicklung solchen Einfluss auf das Endprodukt nehmen wie man es mit derzeitigen Bildbearbeitungsprogrammen noch nicht schafft. Ich stelle in Frage, ob dies auch jemals in dem Ausmaß möglich sein wird, da es dazu umfangreiche Bemühungen erfordern würde, die Eigenschaften sämtlicher analogen Materialien und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten der Kombinationen und Verarbeitung digital nachzuahmen. Dies ist ein Aufwand, den selbst große Softwarehäuser scheuen dürften.

    Wenn man nun den Film nach dem Entwickeln, Wässern und Fixieren aus der Entwicklerdose herausnimmt, abstreift und zum Trocknen aufhängt wird man erste Ergebnisse seiner Arbeit erkennen. Die Negative geben sich zu erkennen und man kann sie jetzt schon neugierig gegen das Licht betrachten. Das befriedigende Gefühl, zu sehen wie sich die Arbeit mit der Kamera in den aufgehängten Negativen wiederspiegelt ist eine Art “Kleiner Orgasmus des Fotografen” wie ihn wohl kein ausschliesslich digital arbeitender “Lichtmaler” – wie man einen Fotografen ja auch bezeichnen kann – erleben kann.

    Ich persönlich empfinde eine noch viel größere Befriedigung wenn ich daran denke, wie es ist einen Papierabzug herzustellen. Dabei wird das Negativ in einem Vergrößerer – einer Art Projektor – auf ein lichtempfindliches Papier übertragen und dieses anschliessend ähnlich wie bei dem Film in einem Entwicklerbad entwickelt. Wenn man nun im Lichte einer speziellen Rotlichtlampe die auf das Fotomaterial keinen Einfluss nimmt sieht wie sich langsam Helligkeitsunterschiede auf dem Papier abzeichnen, wie sich Konturen bilden, die Kontraste herausgearbeitet werden und sich das Bild wie aus dem Nichts formt ist das die wohl größte Befriedigung die ein Fotograf erfahren kann. Es gibt unzählige Tricks und Kniffe, die man nun noch anwenden könnte. Ohne sie näher zu erläutern seien hier nur als Beispiele das Nachbelichten mit dem Pinsel, das Abwedeln (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Abwedeln ), das Nachbelichten (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Nachbelichten ), die Strichumsetzung (Ergebnis ist ein Schwarzweiss-Abzug der einer Zeichnung ähnelt), der Sabattiereffekt (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudo-Solarisation ) und das Tontrennungsverfahren (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Posterisation ) genannt. Die meisten dieser Techniken wurden zwar auch digital nachempfunden, aber dies erfolgte manchmal besser manchmal schlechter. Da diese Bildmanipulationen aber die Matrix der analogen Möglichkeiten noch beträchtlich erweitern machen sie es den Softwarefirmen noch schwerer die Fotografie komplett in Programme zu giessen.

    Wer jetzt immernoch nicht von der Sinnhaftigkeit der analogen Fotografie in der heutigen digitalen Zeit überzeugt ist, den rufe ich dazu auf, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und sich mit dem amerikanischen Fotokünstler Ian Ruhter (Internetseite: http://www.ianruhter.com ; Twitter: Twitter: https://twitter.com/ianruhter ; Facebook: https://www.facebook.com/pages/Ian-Ruhter-Photography/159583283699?fref=ts ; Vimeo: https://vimeo.com/ianruhter) zu beschäftigen! Dieser hat einen kleinen LKW zu einer riesigen analogen Kamera mit Labor zur Entwicklung seiner Werke umgebaut. Mit diesem fährt er durch die USA und fertigt im sogenannten “Wet Plate Collodium”-Verfahren (Wikipedialink: http://de.wikipedia.org/wiki/Collodion-Verfahren ) beeindruckende Werke an. Ian Ruhter macht Aluminiumplatten mit Hilfe diverser Chemikalien lichtempfindlich. So lange diese nass sind können sie dann belichtet werden. Nach dem Entwickeln und Wässern der Platten hat man dann Fotografien mit einer großartigen Schärfe und beeindruckenden Kontrasten die den Betrachter in den Bann ziehen wie es wohl keine Computerdatei auf einem Monitor schaffen kann. Das Faszinierende an dem Wet Plate-Verfahren ist seine Unberechenbarkeit und die Einzigartigkeit des Endproduktes. Jede belichtete Platte ist ein Original und ein Versuch mit einem nicht hundertprozentig vorhersehbaren Ergebnis. Dies kann nicht in Software nachgeahmt werden. Software wird immer auf eine gewisse Weise repetitiv sein. Außerdem hat es noch niemand geschafft, das dabei notwendige Handwerk welches ein wesentlicher Teil des Prozesses ist digital nachzuahmen!

    Ein Vorstellungsvideo ist unter “Silver Light” https://vimeo.com/39578584 zu finden. Umfassend demonstriert wurde der Prozess von Ian Ruhter in der Youtube-Show von Chase Jarvis, zu finden unter https://www.youtube.com/watch?v=8coPV6-CdBY .

    Über den Autor: Roy Focke ist selbst Hobbyfotograf mit Erfahrung in der analogen und digitalen Welt. Immer auf der Suche nach neuem Wissen beschäftigt er sich momentan sowohl mit neuesten Techniken der lichtempfindlichen Pixel als auch mit den Möglichkeiten der über einhundert Jahre alten Nassfotografie. Erreichbar ist er unter: Website: http://www.rofopho.de ; Twitter: https://twitter.com/royfocke ; Facebook: https://www.facebook.com/roy.focke )

  • Pingback:Blogkommentar bei Monika Andrae | rofopho.de

    30/12/2012 at 13:00
  • Mark

    30/12/2012 at 13:13

    Hallo Moni,

    es gibt übrigens mittlerweile auch ein digitale Kamera, wo ich mir vorher Gedanken machen muss und ich das hinterher nicht mehr in der Bildbearbeitung ändern kann.

    Das ist die Leica M Monochrom. Auch hier muss ich mir, wie im analogen, vorher Gedanken machen, welchen Farbfilter ich vor das Objektiv setze, da die Kamera nunmal keinerlei Farbinformationen aufnimmt…

    Nur mal so 😉

  • Joachim

    01/01/2013 at 12:06

    Hallo Moni,

    schön, dass du von Dir und Deinem Weg sprichst und deine Erkenntnisse nicht verallgemeinerst. Diese Art von, zum Teil mit fast religiösem Eifer geführten Diskussionen können schon richtig nerven, die immer gleichen Argumente werden endlos wiedergekäut.
    Warum neigen wir (Hobby)Photographen dazu uns in endlosen Diskussionen um unsere Werkzeuge zu verlieren, anstatt über Photos zu reden.
    Reden Maler soviel über ihre Pinsel und die Marke der Farbe, die sie verwenden? Oder reden sie nicht viel lieber über ihre Bilder?
    Streiten sich Schriftsteller so vehement darüber ob nicht die Schreibmaschine, der Computer oder auch die Software mit der sie ihre Werke verfassen besser ist? Oder streiten sie sich nicht lieber über ihre Werke?
    Streiten sich Komponisten darüber ob sie ihre Stücke mit Hilfe von Computern oder einfach nur aus dem Kopf auf das Papier schreiben? Oder diskutieren sie nicht viel lieber über die entstandene Musik?
    Für Kunsthistoriker ist es interessant mit welchem Werkzeug etwas zu Stande gekommen ist.
    Für Studenten/Lernende ist es lehrreich zu Wissen, mit welchen Hilfsmitteln ein Werk entstanden ist.
    Für den Kunstliebhaber weitgehend nebensächlich, er läßt sich von der Kunst verzaubern.

    Geht es in Deinem Beitrag überhaupt um digital/analog?
    Oder nicht um Deinen Weg zum bewussteren Umgang mit Photographie. Darum bevor man loszieht, eine Idee davon zu haben, mit welchen Bildern man zurückkommen will. Das Ergebnis sich schon vorher im Kopf vorzustellen, sich bewusst zu Entscheiden welche Werkzeuge man benötigt um genau zu diesem Ergebnis zu kommen.
    Die eine Arbeitsmethode zwingt den faulen “Esel” dazu, diese Entscheidungen bevor man loszieht zu treffen, die Andere scheinbar nicht. Das eine Werkzeug zwingt zur Selbstdisziplin, das Andere verleitet zum Spielen. Dabei geht es weniger um das Werkzeug als solches, als um die Art wie man lernt. Welche Methode man wählt um zu lernen. Manchmal hilft Selbstbeschränkung, manchmal hilft ein Lehrer, der einen ermahnt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Wahl der Lernmethode, sollte jedem selbst überlassen bleiben. Um zu wirklich guten Ergebnissen zu kommen braucht es nunmal einige (tausend) Stunden Arbeit. Wenn ich mich einem bestimmten Gebiet der Photographie widme, suche ich mir die dafür notwendigen Werkzeuge, nicht umgekehrt. Wenn ich einen Grizzly in freier Wildbahn photographieren will, schnapp ich mir das 600 oder 800mm, das Stativ und den Gimbal Head (heißt das Teleneiger auf deutsch?) und nicht die Balkenkamera oder das 35 mm mit Strobist setup, ausser ich bin Lebensmüde. Ich suche mir aber vorher aus was ich tun möchte, stelle mir das Ergebnis vor und suche dann die entsprechenden Werkzeuge. Manchmal habe ich mehrere zur Auswahl, die zu ähnlichen Ergebnissen führen, dann suche ich das für mich Passende. Ob das für Andere, das richtige Werkzeug ist, kann mir egal sein, wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass ich erwarte. Soll jeder auf seinem Weg zu seinem Ziel kommen.

    Warum hast du das Bild mit der Windmühle für den Beitrag ausgewählt? Weil du glaubst gegen Windmühlen zu kämpfen?
    Das für mich irritierende in dem Bild ist, dass es scheinbar windig ist, die Grashalme bewegen sich, die Bewölkung ist dramatisch, als ob gerade ein Sturm aufzieht. Die Windmühle steht aber, trotz scheinbar guten Bedingungen still. Das Bild erzählt mir eine Geschichte, es regt an über verschiedene Dinge nachzudenken. Bewegung, Stillstand, vielleicht steht daneben eine moderne Windmühle, die sich dreht. Mit großer Wahrscheinlichkeit erzählt es jedem Betrachter, seine eigene Geschichte. Das ist für mich wesentlich interessanter, als darüber zu diskutieren, mit welcher Kamera das Bild aufgenommen wurde. Ob es analog so aus der Kiste kommt oder der Photograph sich das Bild so vorgestellt hat und durch Nachbearbeitung zu diesem Ergebnis gekommen ist, ist mir egal.

  • Pingback:#52 – Nachschlag | Monis Motivklingel

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    15/08/2022 at 10:50

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