Ganz einfach, oder “Nepali flat”

Es gibt Sachen, die  lerne ich nur widerwillig. Obwohl sie mir einleuchten.
Mein Kopf nickt brav und sagt “ja, nee … ist doch klar”, aber mein Bauch stampft trotzig mit dem Fuß auf und kräht “Ich will aber!”

Ich weiß zum Beispiel, dass ich für manche Dinge Zeit brauche … oder sogar eine große Portion Langeweile. Dass es für mich selten gute Ergebnisse bringt, Dinge über den Zaun brechen zu wollen oder “mal eben schnell” kreativ zu werden. Mir ist auch nicht neu, dass ich nach längeren Intervallen von Stress – vor allem solchen, in denen ich für mich und “mein Zeug” keine Zeit habe – gerne mal zusammenbreche. Unzählige Wochenenden können dafür als Beweis herhalten und Zeugen gibt es auch zur Genüge.

Wieso komme ich dann auf die Idee, dass ich für den Urlaub nur genug analoge Low-Tech-Schätzchen und einen Sack voller Filme einpacken muss, damit ich (kaum in Nepal eingetroffen) an einem Stück ausstellungsreife Bilder produziere? Dass ich sämtliche Überstunden und irrwitzigen Vorurlaubsstress vergesse, weil ich neben einem Sack Filmen auch noch Entwickler und Labormaterialien dabei habe. Ja, nee …is doch klar.

Über diverse Magendarm-Infekte und die Freuden, fast zwei Wochen lang eine gut sortierte Reiseapotheke quer durch alle Antibiotika leer zu futtern, erzähle ich hier mal nichts. Auch nicht darüber, wie frau mit Scheißerei galore den größten Teil ihres Wasservorrats sowie ihre digitale Kamera an einen der Sherpas abtritt, um 1000 Höhenmeter lang irgendwie “nepali flat” (a little bit down and then up) zu meistern. Während mein Bauch rumorte, stampfte ein anderen Teil von mir trotzig mit dem Fuß auf und krähte “Ich will aber!”

Es war trotzdem toll (das glaubt mir jetzt wieder keiner) und ich kam jeden Abend im Lager an, nur … die Sache mit den Fotos, die kam ein bisschen zu kurz.

Ein paar Filme habe ich wirklich belichtet und zwei davon tatsächlich abends im “Dining Tent” entwickelt. Nur, dass mir das Universum eben ab und zu eine lange Nase gedreht hat.

Ich musste lernen, dass das Sucherprisma meiner Agfa-Box links und unten viiiiel mehr anzeigt als wirklich auf dem Bild ist (es tut halt nicht mittig über dem Objektiv sitzen, gelle?) und, dass ruppige Reisebehandlung und evt. auch der gelegentliche Regenguss, manchmal an Stellen Licht in die Pinhole Holga mogeln, wo man es nicht vermuten würde. Z.B. links im Bild …. in einem schönen weich-fließenden Übergang.

Mehr Auschussbilder erspare ich Euch – die richtig guten Anschauungsmaterialien behalte ich für mich.

Dass Menschen sich mitunter bewegen, just in dem Moment, in dem ich abdrücke ist auch äußerst lästig.

Was an diesem Wochenende alles kreativ daneben ging, blogge ich vielleicht ein anderes Mal oder an anderer Stelle. Ist besser für die Selbstachtung.

Monika Andrae

monika.andrae@gmail.com
5 Comments
  • boris

    22/05/2011 at 18:39

    Weiss gar nicht was Du willst. Ich nenne das Jammern auf hohem Niveau. Diese Bergkulisse…! Und was bitte ist ausstellungsreif? Da kommt doch ein 1a Feeling auf den Bildern rüber! Und Agfa Box und Holga sind halt keine Hassi (die bekanntlich ja auch zu Undichtigkeiten lichterweise neigt).

  • John FerA

    22/05/2011 at 20:39

    Die Sherpa Wegangaben ‘a little up, a little down and only two hours” sind Dir ja aus den Vorjahres-Treks bekannt. Und, 4 bis 5 mal Namche Bazar hoch und runter kann mich nicht wirklich erschüttern. Doch was wichtig ist, dass Du obwohl Du glaubst es geht nicht weiter, weiter gehst. Moni, dann schaffst Du es noch tolle Fotos dabei zumachen.

    Ich würde mir wünschen, dass Du Dich nicht kleiner machst als Du bist.

    Namaste
    John

  • Angbor3d

    23/05/2011 at 09:22

    Also Moni, mal ganz ehrlich was gibt es zum Beispiel an dem Bild mit dem Arbeiter auszusetzen? Ich finde das wunderbar authentisch. Ich kann mich Boris und John nur anschliessen, mach dich nicht kleiner als du bist. Und wie beliebte der sprechende Pinsel Bob Ross zu sagen: “We don’t make mistakes, just happy accidents.”

  • Moondragon

    26/10/2011 at 12:34

    Ich bin gerade zufällig über diesen, schon etwas älteren, Artikel gestolpert (über Google auf der Suche nach efke Entwicklungszeiten).

    Dass sich Menschen, die man ablichten will, auch mal unerwartet bewegen, mag ja lästig sein, in diesem Fall war es aber eher eine glückliche Fügung, denn das Bild „Sherpa-Workout“ finde ich – gerade wegen der Bewegung – richtig klasse! Außerdem stimmt hier die Komposition mittels aufsteigender Diagonale und ihrer Senkrechten.

  • Peter

    12/01/2013 at 21:18

    Danke, das ich nicht noch weitere Ausschussbilder sehen musste !

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