Nahezu ziellos

Ich bin ja nicht so der Foto-Taschen-Mensch. Nicht mehr. Trotz einer durchaus beachtlichen Sammlung spezialisierter Linsenbehältnisse, wandern meine Kamera(s), ein paar Handvoll Filme und Zubehör meist einfach in einen Rucksack. Das Stativ hänge ich mir mit einem Riemen quer über Rücken und Schulter und gut ist. Trotzdem kann man trefflich drüber philosophieren, was man so an Kleinzeug dabei haben sollte. Bei mir sind es im Regelfall eine kleine Wasserwaage und Drahtauslöser oder vielleicht mal ein Taschenmesser. Mehr wäre mir schon zuviel Aufwand – ich bin da eher Minimalistin.

Andere, besonders die Anhänger des Strobistentums, schleppen neben dem – ich nenne es mal Primärmaterial – noch Klebeband, Schnüre und anderes McGyver-Zeugs mit sich rum. Nichts, was ich wirklich brauchen würde …. aber ich weiß seit gestern, was in meiner Minimalausrüstung nie mehr fehlen darf: der Laserpointer.

Die Fotos in diesem Beitrag entstanden in einer verlassenen Penthouse-Etage eines Nobelhotels und sie gehören – neben zwei Skylinebildern vom Dach – zu den einzigen auf einer Rolle Film, die tatsächlich scharf sind. Das Hotel (ein Luxusschuppen) ist noch in Betrieb, aber die obersten drei Etagen und der ganz oben befindliche alte Ballsaal sind verlassen.

Wenn man da des Nachts  eher uneingeladen hineinspaziert verhält man sich fein still und versucht, Aufsehen zu vermeiden. Das bedeutet u.a. kein Licht  und wenn, dann wird die Taschenlampe fein abgeblendet und nach unten gerichtet (über die eigenen Füße will frau eher nicht fallen … wegen dem Aufsehen und so).

Besagter Ballsaal war nun – bis auf die Lichter der Notausgänge und der Skyline – unbeleuchtet und so zappenduster, dass man mir beim Film einlegen mit dem leuchtenden iPhone assistieren musste. Ein Blende kann ich noch von Hand und nach Gefühl einstellen, belichtet habe ich eh im Bulb-Modus mehrere Minuten lang (einen Drahtauslöser kann ich auch blind bedienen), aber die Sache mit dem Fokussieren gestaltete sich in gegen dunkle Wände oder Fenster schwierig. Dort, wo mir beleuchtete Notausgang-Schilder als Anhaltspunkt fehlten, hätte ich mir einen Laserpointer gewünscht. Klein unauffällig, scharf umrissen und ohne auffälligen Lichtkegel. Hatte ich nicht. Leider. So habe ich einige Bilder auf meinem Film die hinsichtlich Belichtung, Kontrasten und vor allem Stimmung wun-der-bar sind. Leider sind sie unscharf. Butterweich. Hmpf!

Ich meine … es grenzt an ein Wunder, dass ich bei lauter geratenen und pi mal Daumen umgesetzten Belichtungszeiten von 1-3 Minuten einen 1A durchgezeichneten Film aus der Suppe ziehen durfte … und dann sind die besten Bilder de-fokussiert. [bitte hier theatralisches Gejammer einsetzen]

Nu ja … sagte ich schon, dass ich Standentwicklung liebe? It rulez!

> Klick macht groß <

 

0

Ganz einfach, oder “Nepali flat”

Es gibt Sachen, die  lerne ich nur widerwillig. Obwohl sie mir einleuchten.
Mein Kopf nickt brav und sagt “ja, nee … ist doch klar”, aber mein Bauch stampft trotzig mit dem Fuß auf und kräht “Ich will aber!”

Ich weiß zum Beispiel, dass ich für manche Dinge Zeit brauche … oder sogar eine große Portion Langeweile. Dass es für mich selten gute Ergebnisse bringt, Dinge über den Zaun brechen zu wollen oder “mal eben schnell” kreativ zu werden. Mir ist auch nicht neu, dass ich nach längeren Intervallen von Stress – vor allem solchen, in denen ich für mich und “mein Zeug” keine Zeit habe – gerne mal zusammenbreche. Unzählige Wochenenden können dafür als Beweis herhalten und Zeugen gibt es auch zur Genüge.

Wieso komme ich dann auf die Idee, dass ich für den Urlaub nur genug analoge Low-Tech-Schätzchen und einen Sack voller Filme einpacken muss, damit ich (kaum in Nepal eingetroffen) an einem Stück ausstellungsreife Bilder produziere? Dass ich sämtliche Überstunden und irrwitzigen Vorurlaubsstress vergesse, weil ich neben einem Sack Filmen auch noch Entwickler und Labormaterialien dabei habe. Ja, nee …is doch klar.

Über diverse Magendarm-Infekte und die Freuden, fast zwei Wochen lang eine gut sortierte Reiseapotheke quer durch alle Antibiotika leer zu futtern, erzähle ich hier mal nichts. Auch nicht darüber, wie frau mit Scheißerei galore den größten Teil ihres Wasservorrats sowie ihre digitale Kamera an einen der Sherpas abtritt, um 1000 Höhenmeter lang irgendwie “nepali flat” (a little bit down and then up) zu meistern. Während mein Bauch rumorte, stampfte ein anderen Teil von mir trotzig mit dem Fuß auf und krähte “Ich will aber!”

Es war trotzdem toll (das glaubt mir jetzt wieder keiner) und ich kam jeden Abend im Lager an, nur … die Sache mit den Fotos, die kam ein bisschen zu kurz.

Ein paar Filme habe ich wirklich belichtet und zwei davon tatsächlich abends im “Dining Tent” entwickelt. Nur, dass mir das Universum eben ab und zu eine lange Nase gedreht hat.

Ich musste lernen, dass das Sucherprisma meiner Agfa-Box links und unten viiiiel mehr anzeigt als wirklich auf dem Bild ist (es tut halt nicht mittig über dem Objektiv sitzen, gelle?) und, dass ruppige Reisebehandlung und evt. auch der gelegentliche Regenguss, manchmal an Stellen Licht in die Pinhole Holga mogeln, wo man es nicht vermuten würde. Z.B. links im Bild …. in einem schönen weich-fließenden Übergang.

Mehr Auschussbilder erspare ich Euch – die richtig guten Anschauungsmaterialien behalte ich für mich.

Dass Menschen sich mitunter bewegen, just in dem Moment, in dem ich abdrücke ist auch äußerst lästig.

Was an diesem Wochenende alles kreativ daneben ging, blogge ich vielleicht ein anderes Mal oder an anderer Stelle. Ist besser für die Selbstachtung.

5

Bye bye Toronto

Die Mittagspause am letzten Tag des Workshops ist gerade vorbei. Für die Teilnehmer beginnen die letzten drei Stunden des Urban Photography Workshops – für mich beginnen die letzten 9 Stunden auf kanadischem Boden.

Ich konnte nur ein einziges Stadviertel von Toronto wirklich erkunden  – zu mehr fehlte die Zeit. Trotzdem mag ich gar nicht abfahren, denn irgendwie habe ich die Stadt in dieser kurzen Zeit ins Herz geschlossen. Die Stadt und die Menschen. Von einer Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent habe ich mehr Hektik erwartet, mehr Gefühl von Getriebenheit und von Unsicherheit.  Statt dessen hat Toronto einen guten, sehr entspannten Rhythmus (was vielleicht auch an der gemüttlich rumpelnden roten Straßenbahn liegt). Ich habe mich hier immer sicher gefühlt, hatte nie den Eindruck, abends durch die Straßen zu gehen oder mir um meine Wertsachen Gedanken machen zu müssen. Ich habe mich von Anfang an sehr willkommen gefühlt.

Das alles führe ich auf die Menschen zurück. Man sagt Toronto nach, eine der am stärksten “multikulti” geprägten Städte der Welt zu sein. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es fühlt sich zumindest richtig an. Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft prägen das Straßenbild – insbesondere in Vierteln wie Kensington Market, man fühlt aber keine Spannungen zwischen ihnen. Schlendert man als Tourist durch die Straßen wird man oft gegrüßt und noch viel häufiger angelächelt. Es ist leicht, über eine Tasse Kaffee oder ein Foto ins Gespräch zu kommen.

Neben all dem gibt es tolle Architektur, schnuckelige Läden (nicht nur die, in denen man Wolle kaufen kann), gemütliche Cafes und den besten Soy-Latte, den ich je getrunken habe. Für mich steht jetzt schon fest, dass ich wiederkommen will. Ich glaube neben San Francisco habe ich meine zweite Lieblingsstadt gefunden.

@ Monika Andrae

in graffiti alley, @ Monika Andrae

0