Angriff der Killernagelschere

Es ist wieder passiert. Blut ist geflossen.
Wer mich kennt weiß, dass mir ein ums andere Mal ein Mißgeschick mit scharfen oder spitzen Dingen passiert. Das liegt jedoch mitnichten daran, dass ich mich ungeschickt anstelle. Vielmehr ist ein gewisses Eigenleben die Ursache, das der scheinbar so unbelebten Materie, die mit mir zusammenwohnt, innewohnt.

Gestern abend setzte eine eigentlich sicher auf der Ablage im Bad schlummernde Nagelschere unvermittelt zum Sink- nein Sturzflug an. Der Flug war kurz, die Landung sauber. Sie (die Schere) steckte Spitze vorweg in meinem großen Zeh. Der kleine Kratzer entwickelte ein großes Geltungsbewußtsein und tropfte ungeheuerlich. So bin ich mit einem in Klopapier gewickelten großen Zeh durch die Wohnung gehüpft, auf der Suche nach Pflaster, welches sich natürlich rechtzeitig vor mir in Sicherheit gebracht hatte. Schließlich habe ich es in einer Box in der Küche ausfindig gemacht. Hierhin muss es sich nach dem Angriff des Kochmessers und der darauf folgenden Verarztung meines Zeigefingers, zurückgezogen haben.

Auch gegen mein Bett und mein Sofa bin ich machtlos. Beide fallen mich recht regelmäßig an, klammern sich an mich und schläfern mich ein. Vielleicht ist gegen mich eine Meuterei im Gange.
Auf der Suche nach neutral gestimmter Materie, habe ich heute das Nachhausekommen so weit es ging hinausgezögert und einen Umweg über die Sauna gemacht. Allerdings drängt sich mir nach dem heutigen Besuch der Verdacht auf, dass die Liegen im Ruhebereich eine unheilvolle Allianz eingegangen sein könnten.

Monika Andrae

monika.andrae@gmail.com
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