# 42 – Der nackte Fotograf
Anlass für die heutige Folge ist ein Blogpost von Seth Godin, in der er George Orwells 6 Regeln für das bessere Schreiben, bzw. einen besseren Schreibstil noch einmal aufgreift – ja bearbeitet.
Für mich sind viele dieser sechs Regeln im direkten oder übertragenen Sinne auch auf Fotografie anwendbar. Wie? Das erkläre ich im Podcast.
Habt Ihr Ergänzungen oder andere Anwendungsbeispiele? Dann immer her damit, z.B. in die Kommentare unter diesem Beitrag.
Writing naked (nakeder than Orwell)
Here are Orwell’s rules, edited:
Never use a metaphor, simile, or other figure of speech which you are used to seeing in print.You don’t need cliches.Never use a long word where a short one will do.Avoid long words.- If it is possible to cut a word out,
alwayscut it out.Never use the passive where you can use the active.Write in the now.Never use a foreign phrase, a scientific word or a jargon word if you can think of an everyday English equivalentWhen in doubt, say it clearly.Break any of these rules sooner than say anything outright barbarous.Better to be interesting than to follow these rules.
Oder, mal sehr frei ins Deutsche übersetzt:
- Nutze niemals eine Metapher, einen Vergleich oder eine Redewendung benutzen, die man oft gedruckt sieht.
> Klischees hast Du nicht nötig - Nutze niemals ein langes Wort, wo es auch ein kurzes tut.
>Vermeide Bandwurmbegriffe - Wenn Du aus einem Satz ein Wort streichen kannst, streiche es!
- Nutze niemals das Passiv, wenn auch das Aktiv funktioniert.
- Nutze niemals ein Fremdwort, ein Fachwort oder einen Jargonausdruck, wenn auch umgangssprachlicher Ausdruck paßt.
> Drücke Dich klar aus! - Breche lieber jede dieser Regeln, als Schwachsinn zu schreiben.
Links zu dieser Folge:
- Seth Godins Blog
- Blogpost vom 27. Juni: Writing naked (nakeder than Orwell)
- Absolut analog Workshop: Fotografie am Ende des Lichts. Entwicklung am Ende des Lichts.
Workshops für 2011 – egal ob analog oder digital – findet Ihr unter monismotivklingel.de/workshops.
18 comments
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Wer, wie, wo, was??
Hallo, mein Name ist Monika Andrae und ich mache diese Sendung.
Monis Motivklingel handelt von dem, was in der Fotografie wirklich wichtig ist: ein (gutes) Auge, die Kreativität und das Sehen von Bildern. Ich wünsche viel Spaß beim Zuhören und freue mich über Feedback.
Schön, dass Du wieder da bist!
Freue mich auf die neue Folge – in drei, zwei, eins Sekunden 😉
nee, du hast nix verlernt, ist doch wieder richtig unterhaltsam geworden !! Weiter so und Gute Besserung…
Internette Grüße
Thomas
Dankeschön.
Ich werde mir Mühe geben, auch was die Besserung angeht. 🙂
Toller Start nach der Winterpause.
Orwells/Godins Prinzipien lassen wirklich gut auf die Fotografie übertragen. Es geht um Echtheit, Authentizität.
Erinnert mich ein bisschen auch an die filmischen Dogmen von Kragh-Jacobsen, von Trier, Vinterberg & Co. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Dogma_95 ). Denen ging’s vor allem formale Dinge, Technik, Kameraführung usw. – Brüche der 6. Regel wurden in den Credits offen gelegt 😉
Und die Echtheit ist eine Sache, die ich oft an Fotos vermisse, die hoch bearbeitet und fein getuned daher kommen. Sie schauen sich an wie geleckt, sie haben zu viel des Gute, wirken hyper-realistisch. Ihnen fehlt das Natürliche, eine Quäntchen Kantigkeit – kurz:
Weniger ist mehr!
Weniger Bearbeitung in der Fotografie, Wortfeilerei beim Schreiben – mehr Unperfektion des Augenblicks.
Immer eine gesunde Brise Sonnenschein um die Nase Dir!
Danke für die interessante Folge und gute Besserung.
Danke, daß du am Ball bleibst. Zwar kurze aber super interessante Folge.
Den Punkt mit den “Metaphern vermeiden” mißachte ich aber für mich oft vorsätzlich. Zum einen aus dokumentarischer Sicht bei Reisen (“ich war auch da”) und zum zweiten aus rechtlichen Gründen. Also ich besitze dann einen eigene Version des Motivs, ohne Ärger zu bekommen weil ich es auf einer Website einsetze o.ä.
Sonst kann ich mit diesen Regeln sehr gut Leben.
Wenn ich mir meine eigenen Lieblingsfotos so ansehe, treffen diese Punkte sehr gut zu, ohne daß sie einem bewußt waren.
P.S. Viel Spaß beim panschen. Kann diesmal leider nicht mitspielen 🙁
Danke für die neue Folge, schön dass du nicht aufgibst.
Nur schade dass du die letzte Aufgabe nicht aufgelöst und eine Neue gestellt hast 🙁
Auch ich wünsche dir noch eine gute Besserung, schau dass du wieder fit wirst!
Danke für die neue Folge, die hat mir wirklich gut gefallen. Und auch von mir gute Besserung!
Juhu, ich freu mich auch, dass du wieder da – also online – bist!
Ich wünsche mir auch einen neuen eisernen Fotografen oder soll es ein nackter sein? Hoffentlich in der nächsten Folge?
Gute Erholung!
Habe mir die Folge eben angehört. Ich hatte bisher diese Verbindung nicht gesehen, obwohl ich diese Regeln zum Schreiben schon oft gelesen habe – wusste allerdings nicht, das sie von Orwell sind. Ich werde mal am Wochenende meine Bilder mit dieser Information im Kopf betrachten.
Danke für die Ideen!
Ich hoffe Dir gehen die Ideen nicht aus. Gruss John
PS. Teil Zwei, was Du am Freitag nächste Woche in Braunschweig bekommst, ist genau das Richtige zum “Panschen”.
Vielen Dank für die langersehnte neue Folge. Bezüglich Übertragung aus einer anderen Disziplin bin ich letzthin auf einen interessanten Ansatz gestossen: Der Fotograf Martin Zurmühle hat die Kommunikationstheorie nach Schulz von Thun (4-Ohren-Modell) auf die Fotografie angewandt, denn letztlich ist eine Fotografie ja auch ein Kommunikationsmittel. In seinem Buch «Bildanalyse nach dem Vier-Augen-Modell» und auf der entsprechenden Website (http://www.4augen-modell.com/buch/index.php) wird sehr anschaulich präsentiert, wie sich die Wirkung von Bildern beurteilen lässt.
Na, es geht doch. Ohne Einrostungen, ganz flüssig. Wieder mit Tiefe und Sinn. Danke für die neue Folge. Bis kommenden Freitag am Rande des Lichts.
Eine sehr gelungene Folge, finde ich. Hin und wieder störe ich mich an allzu theoretischen Überlegungen und systematisierten Kreativ-Überlegungen, aber bei diesen Regeln ist der Sinn des Hinter-die-Ohren-Schreibens offensichtlich.
Bei Regel Nr. 1 bin ich allerdings unsicher geworden. Warum keine Klischees in der Einstiegsphase? Muss man nicht vielleicht erst einmal die Erfahrung der “Standard-Sichtweisen” machen, bevor man eigene Bildideen entwickelt? Vielleicht muss man erst einmal die “Standards” kennen, bevor man eigene Dinge entwickelt, auch das ist in vielen Parallel-Disziplinen ähnlich. – Aber vielleicht ist das bei jedem unterschiedlich.
Und darf ich noch was ganz Ehrliches sagen? Die Folge ist überhaupt nicht zu kurz, sondern allemal lang genug! Wenn ich ehrlich sein darf, lieber kurz und bündig als doppelt so lang, mit am Ende aber nicht automatisch doppelt so viel an Quintessenz, die man daraus “mitnimmt”.
Alles Gute!
Danke für die sehr inspirierende Folge.
Hier noch was zum Thema “Gestaltungsregeln”:
Die 10 Thesen für gutes Design von Dieter Rams:
http://www.vitsoe.com/de/de/about/dieterrams/gooddesign
Einige lassen sich ebenfalls auf die Fotografie anwenden bzw. “spiegeln” die Regeln von Orwell/Godin.
Eine andere Gestaltungsregel an die ich denken musste lautet:
“Gutes Design ist unsichtbar” (Lucius Burckhardt)
Auf die Fotographie bezogen:
Ein gutes Bild erfüllt seinen Zweck (was immer der auch sein mag) – nicht mehr und nicht weniger. Wenn man (als Laie) z.B. denkt: “Oh, dass ist ja fotografisch gut gemacht” – hat das Foto seinen Zweck verfehlt, denn die Technik/Fotografie steht im Vordergrund und nicht die Geschichte/das Motiv/der Zweck.
Alles Gute & bitte weiter so!
(Ersthörer) Deine Wörter und Sätze scheinen diesen auch Regeln zu folgen. Sehr ungezwungen intelligent. Werde mal den Rest hören 🙂