#4 – Gar nicht scharf
Wenn man durch Foren, Fotobücher oder Ähnliches stöbert, lernt man eines sehr schnell: Ein Foto hat an den richtigen Stellen scharf zu sein. Wobei “an den richtigen Stellen” äußerst dehnbar ist. Für manche geht es soweit, dass möglichst das ganze Bild von vorne bis hinten scharf sein muss – für andere müssen zumindest bildwichtige Teile in der Schärfeebene liegen.
Ich mache mich heute einmal bei “manchen” und “anderen” unbeliebt und breche eine Lanze für totale Unschärfe.

Anonymous Lives #18. © Paul Giguere
Links zur Sendung:
- Paul Giguere: Portfolio, Anonymous Lives
- Paul’s Podcast: thoughts on photography
- Bilder von Ken Rosenthal
- Bilder von Susan Burnstine
- Das Subjektiv
- Das Lensbaby
Außerdem gibt es einen Nachtrag zur letzten Folge und ein neues Jingle (!). Der Dank für das Intro geht heute an Andreas Block.
05. Juni 2009, Nachtrag:
Auf vielfachen Wunsch: der unscharfe Junge aus Nepal
23 comments
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Wer, wie, wo, was??

Hallo, mein Name ist Monika Andrae und ich mache diese Sendung.
Monis Motivklingel handelt von dem, was in der Fotografie wirklich wichtig ist: ein (gutes) Auge, die Kreativität und das Sehen von Bildern. Ich wünsche viel Spaß beim Zuhören und freue mich über Feedback.
Sehr schöne Folge. Dass Fotografie nicht immer scharf sein muss, zeigt schon ein kurzer Blick in die Fotografie-Geschichte:
In der sogenannten Kunstfotografie wurde Unschärfe eingesetzt, um die technische Perfektion der Bilder aufzuheben und eher der Emotion nahezukommen. Weiche Formen wurden mit Lebendigkeit assoziiert.
Oder ein moderneres Beispiel: Hiroshi Sugimoto hat millionenfach abgelichtete Gebäude bewusst unscharf fotografiert, um ihre Gestalt zu betonen, wo man sich sonst in Details verlieren würde.
Ich finde es immer interessant, die vermeintlichen “Dogmen” der Fotografie zu hinterfragen, indem man Beispiele sucht, die ihnen eben nicht folgen. Insofern danke für die Anregung in deinem Podcast!
Hi Moni,
danke für diese Folge, danke für den Podcast.
Du hast mich ermutigt, ein unscharfes Foto auf Flickr zu stellen, das mir persönlich gleich gut gefallen hat, aber eben nach den Kriterien der meisten Fotografen eher Ausschuss wäre.
Danke!
Napfekarl
Hallo Moni,
so langsam verstehe ich warum mir dein Podcast bisher so gut gefällt: Du thematisiert Dinge die die meisten von uns kennen ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein.
Deine Anregungen sin wirklich gut! – Mach weiter so!
migowa
Schließe mich mit dem Lob an. Bin HappyShooting Hörer und deine Kreativ Themen sind sehr erfrischend – auch im Kontrast zu den eher techniklastigen Männerthemen von HS.
Aber – bleibt den dein Audiopodcast fest integriert in HappyShooting. Dann müsste ich mir das direkte Abo sparen, um nicht doppelt zu hören….
Gruss aus Marburg, Peter
@Peter: Es ist noch nicht raus wie lange ich auf Happy Shooting zu Besuch bin – sicher nicht für ewig. Außerdem werde ich auf manchen Folgen sicher keinen Platz für die Motivklingel finden, z.B. auf denen, die bei den Workshops aufgenommen werden.
Im Moment habe ich auch vor, den wöchentlichen Rhythmus beizubehalten, d.h. ich veröffentliche auch dann eine Episode, wenn HS mal ausfällt.
@Björn: danke für den Fotografen-Tip. Hiroshi Sugimoto – den schaue ich mir am Wochenende mal näher an.
@Napfekarl & Migowa: Danke! 🙂
Wieder eine gute Folge!
Ich bin Neuling und habe zur Zeit eher das Augenmerk darauf, klare und scharfe Bilder hinzubekommen. Finde das nämlich nicht gerade einfach!
Doch da ich nun das Prinzip der Blende ansatzweise verstanden habe, finde ich auch einen Anreiz an “halbscharfen” Bildern.
Wie sooft muss wohl jeder “Knipser” wissen was er fotografiert und es gibt sooo viele verschiedene Dinge, das jeder sicherlich etwas für sich finden kann.
LG und mach weiter so
datSpielkind
Wieder eine tolle Folge! Und es macht wirklich Sinn, mal total unscharf zu fotografieren. Das regt nämlich Kopf und Auge an und kann sogar bewirken, dass ein Betrachter das Bild mehr interpretiert und mehr darüber nachdenkt.
Grüße
Julia
Hallo Moni,
die zweite Folge, die ich jetzt gehört hab und ich finde das sehr unterhaltsam. Und sehr schön, dass mal endlich jemand die Unschärfe als kreatives Mittel anspricht. Ich selbst fotografiere auch mit Lensbaby und neuerdings mit einem Objektiv, bei dem man einen Softfocus zuschalten kann. Ich kann nur sagen: es macht sehr viel Spaß mit der Unschärfe zu spielen. Nicht jedes Bild muss knackescharf sein, finde ich (auch wenn in den Communities immer das Gegenteil behauptet wird) 🙂
Bin gespannt auf die nächste Folge,
*viele Grüße,
Tina
Wie lautet die Feedadresse vom Podcast (ohne iTunes)?
Bekommt man, wenn man oben neben dem RSS-Feed-Icon einen Rechtsklick auf “Posts” macht und “Linkadresse kopieren” anklickt:
http://www.andrae.org/podcast/feed/
“In der sogenannten Kunstfotografie wurde Unschärfe eingesetzt, um die technische Perfektion der Bilder aufzuheben und eher der Emotion nahezukommen. Weiche Formen wurden mit Lebendigkeit assoziiert.!
Ich dachte die Zeiten in denen die Fotografie der Malerei hinterher läuft wären vorbei, ich finde das war die traugiste Zeit der Fotografie und trauere dem nicht hinterher.
In der sogenannten Kunstfotografie ist das auch zum Glück keine Thema. Genauso wie Unschärfe, mit so billigen Effekten setzt sich keiner von den Großen Jungs auseinander. Aber jeder wie er will.
Grappax
Von einem Einsatz als “Effekt” war hier auch eben gerade nicht die Rede.
🙂
“Von einem Einsatz als “Effekt” war hier auch eben gerade nicht die Rede. :-)”
Ja, habe ich gehört. Aber es wird wohl unterschiedlich wahrgenommen was Effekte sind. Ich nenne es Effekte, du Stilmittel. Genormt ist das ja nicht 😉
In der vorletzten “Photographie” war ein Editorial über Oliver Möst (http://www.olivermoest.de). Paßt auch in den Kontext dieser Sendung.
Danke für diesen Link!
Die “eigene Sicht der Dinge” abzubilden, bekommt hier ja eine sehr spezielle Bedeutung.
Einige Bilder sind ganz einfach unheimlich ästhetisch, bei anderen stört die Unschärfe schon sehr – und das ist genau das, was zum Grübeln anregt. Warum hat der das gemacht und wie?
Wie ich finde ein gutes Beispiel, dass Fotografie mehr ist als pure Abbildung sondern eben auch Ausdruck. Ausdruck einer Idee, eines Gefühls oder eben auch einer “eigenen Sicht”.
Ich sage auch danke für diese Folge. Ich habe ein ganz ähnliches Beispiel… ein Bild, was mir gut gefällt, aber “eigentlich” zu unscharf ist. Wobei ich es bei deinem “unscharfen” viel unkritischer finde (zumindest in dieser Größe), weil die Augen scharf sind, und das ist die Hauptsache. Bei meinem stört mich die Unschärfe sehr viel mehr.
http://www.flickr.com/photos/paulwb/3716353055/
Dies scheint ja vielen zu passieren. Mich würde mal eine ganze Sammlung solcher “fast tollen”, aber etwas unscharfen Bilder interessieren, können wir nicht in “mm_unscharf” tag in flickr machen?
Die Idee mit dem Tag finde ich klasse – allerdings wird’s wahrscheinlich “mmkunscharf” (oder “mmk_unscharf” – ist für flickr eh dasselbe).
Ich nehme Deinen Vorschlag mit in die nächste Sendung. 🙂
hallo Moni, hier noch ein kleiner Nachtrag zum Thema von mir: zum Einen – Mareen Fischinger, The Atmosphere of Times Square http://mareenfischinger.de/projects/ts-blurry/
und zum Anderen ein Fotograf, den ich sehr schätze (und von dem ich auch zwei Bilder besitze, allerdings aus einer älteren Serie): Ronny Behnert aka Håggard http://bewegungsunschärfe.de
sorry: muss natürlich bewegungsunschaerfe.de heißen…
Hallo Moni,
erstmal Gratulation zu Deinem super Companion-Podcast zu Happy shooting. Super Themenwahl.
Unschärfe für mich ein ganz wesentliches Stilmittel in der Fotografie.
Zum Thema Unscharf fällt mir immer wieder das Foto vom D-Day von Frank Capra ein. Er wird sich sicherlich geärgert haben, als er es zum ersten mal als Kontaktabzug gesehen hat. Aber gerade WEGEN diesem “technischen Mangel” kann man die Verhältnisse während der ersten Welle der Invasion so gut nachvollziehen.
siehe
http://obucubu.files.wordpress.com/2009/06/dsc_2077.jpg?w=509&h=363