Tag: mixtour

  • Lehr- und Wandertag

    Gestern war ein Samstag ganz nach meinem Geschmack. Die Luft war kühl (ich bin ja kein 30°-Hitze-Sommer-Mensch), die Sonne lugte immer mal wieder durch gewaltige Wolkenhaufen UND ich konnte zum ersten Mal meine neue Großformat-Kamera ausführen.

    Chris hat sie mir während einer Autofahrt vor zwei Wochen in den Schoß gelegt … “da pack aus” … und ich musste noch während der Fahrt alle Knöpfe, Klappen, Schieber und Rädchen befingern – eher hat er nicht lockergelassen. Hach …

    “Sie” ist eine Graflex Crown Graphic – Baujahr irgendwas zwischen 1950 und 1953, mit einem 135mm Zeiss Ikon Tessar F/3.5 (unvergütet, würde ich mal stark vermuten). Der Compur-Verschluss hakelt bei 1s, aber die anderen Zeiten scheinen einigermaßen zu passen.

    Damit wäre ich jetzt – zumindest was die Ausrüstung betrifft – großformat-tauglich. An dem Rest will und muss ich noch arbeiten.

    Die Vorbereitungen …

    Der Tag gestern war also voll mit Lern- und Oho-Erlebnissen. Filmspulen und Tageslichttanks für Kleinbild-und Mittelformat-Film treiben mir beim Hantieren im Dunkelsack keinen Schweiß mehr auf die Stirn. Aber an 4×5” Filmkassetten und die dazugehörigen Schachteln/Tüten/Umschläge mit Planfilm muss ich mich noch gewöhnen. Gott sei Dank hat mich mein Schatz auf die diversen Tütchen, Trennblätchen und Tesafilmstreifen, die mir im Dunkeln begegnen würden, vorbereitet. Zumindest habe ich es geschafft, alle Kassetten fehlerfrei zu befüllen (Ich musste ja auch gleich drei verschiedene Sorten Film probieren. Alles andere wäre ja zu simpel gewesen. *g*). Bei der Menge an Dingen, die man in der Großformat-Fotografie falsch machen kann, wollte ich nicht gleich ganz vorne anfangen. Es bleiben noch genug potentielle Patzer übrig – und einige konnte ich tatsächlich nicht auslassen. (Wo ist das Fettnäpfchen? Kooommmmm, puttputputt ….)

    Und los!

    Wir sind mit unseren Kameras im Gepäck Richtung Bebenhausen bei Tübingen aufgebrochen … eine alte Klosteranlage und mittelalterliches Ambiente drum rum müssten genug Motive für sechs Blätter Planfilm liefern, oder?

    War dann auch so, die Ecke ist so malerisch, dass uns auch gleich das erste Hochzeitspaar samt zugehöriger Fotografin über den Weg lief. Wir haben uns dann in die stilleren Ecken zurückgezogen, um nicht im Weg zu stehen und die Idylle zu verderben.

    Mich hat die Art, mit einer so alten Technik zu arbeiten, gleich gefangen. Es ist das eine, so etwas im Studio im Trockenlauf zu proben. Wenn man dann vor seinem Motiv steht und dann die einzelnen Schritte durchexerziert, wechseln sich Ruhe und Aufregung ab. Ruhe, während man die Kamera aus- und einrichtet, das Bild komponiert, scharfstellt (und das mit der Lupe noch mal nachprüft), dann die Arbeitsblende schließt und vorsichtig die Filmkassette einlegt (niiicht an der Kamera wackeln).

    Kribbelig wird es für mich, wenn ich die Belichtung messe, Blende und Verschlusszeit einstelle und den Verschluss spanne. Wird das Licht so bleiben bis ich den Schieber aus der Kassette gezogen habe und endlich auslöse? Mogelt sich doch noch fix eine Wolke dazwischen? Läuft mir jemand ins Bild?

    Alles neu, oder?

    Jeden dieser Schritte einzeln selbst durchführen zu müssen, ist neu für mich. Ich musste mir bisher keine Gedanken über einen Verschluss oder das Öffnen/Schließen einer Arbeitsblende machen.
    Eine halbwegs moderne Kleinbildkamera, ob analog oder digital, nimmt einem das ab. Auch die meisten Mittelformat-Systeme nehmen einen dabei an der Hand. Jetzt arbeite ich mich plötzlich durch eine lange mentale Checkliste (weil mein Notizbuch zuhause liegt) und bin froh, dass ich mir gerade zumindest keine Gedanken über Verlängerungsfaktoren für meine Belichtung machen muss.

    Es muss einem nicht gefallen, so verlangsamt zu werden. Mir macht es aber Spaß. Weil ich plötzlich wieder etwas über Fotografie be-greife, das mir höchstens intuitiv bewusst war. Jetzt pflanzen sich viele Grundlagen zum ersten mal sehr deutlich in mein Gedächtnis. Ich glaube ja fest daran, dass das nicht ganz sinnlos sein kann.

    Dumm gelaufen

    Falsch gemacht habe trotzdem eine Menge.  War ja nicht anders zu erwarten.
    Weil der Verschluss bei der Zeit von 1 Sekunde hakt, meinte Chris vorab “Du kannst ja mehrere Belichtungen stapeln, das sollte kein Problem sein – ich mache das häufiger”. Hmm … prinzipiell klingt das nach einer pfiffigen Idee, besonders, wenn man unbedingt bei Blende 11 arbeiten will, um das alte Objektiv bestmöglich auszunutzen. Leider war es fast unmöglich, den Verschluss zwischen den Belichtungen so nachzuspannen, dass sich Frontplatte und damit Balgen NICHT bewegen. Richtig nachgedacht habe ich darüber leider erst beim Betrachten der Negative. Ich hatte zwei schöne und grafisch interessante Motive und war stolz wie Bolle, weil die Belichtung so prima passte.

    Leider wird einem beim Betrachten schwindelig, weil haarscharf neben dem ersten Bild noch ein zweites liegt. Minimal verschoben. Ts … demnächst also doch lieber die Blende weiter öffnen, statt Belichtungen auf einander zu schichten.
    (wir haben dann später festgestellt, dass sich das Problem – wenn auch in geringerem Maße – auch bei Chris  Chamonix zeigt, die zwar deutlich moderner und präziser gebaut ist, aber das Nachspannen auch nicht unbeeindruckt über sich ergehen lässt)

    Hier mal ein Beispiel – komplett und im Detail (Klick macht groß)

    Was man an dem Bild auch noch sehen kann (weil ich es nicht komplett heraus gecroppt habe): ich habe vor der Belichtung den Schieber der Kassette wieder ein kleines Stückchen hineingeschoben, um ihn dort zu parken – meine bessere Hilfe macht das immer so. Leider hat Chris wohl das bessere Händchen dafür, wie weit man den Schieber reinstupsen kann, ohne dass der das Bild beschneidet. Ich habe das Händchen nicht. Deshalb kommen die Schieber demnächst irgendwo hin – nur nicht mehr in die ersten zwei Millimeter der Filmkassette

    Es ist nun aber nicht so, dass alles in die Hose gegangen wäre. Die schönsten Motive hatte ich zwar schwindelig (weil doppelt) belichtet, ich konnte nicht verhindern, dass von einer anderen Ecke aus auch ein – zumindest technisch – brauchbares Bild heraus kam. (Klick macht groß)

    Nachdem ich jetzt erste Großformat-Luft geschnuppert habe, will ich unbedingt mehr! Mehr Bilder, mehr Ausflüge, mehr riesige Negative … und mich dabei langsam durch die komplette Liste der Fehlermöglichkeiten arbeiten. Wenn ich es schaffe keine Fehler zweimal zu machen, sollte ich dann irgendwann auch mal durch sein.

     

  • Noch mehr Platz für Monster

    Wie Chris bereits vor ein paar Tagen bereits bloggte, die spannenden Bilder findet man sehr häufig in extremen Lichtsituationen. Kombiniert man die dann auch noch mit “in die Ecke getriebenen” sprich tüchtig gepushten Filmen, kann man sich so richtig in Kontrasten suhlen.

    Das unten gezeigte Bild entstand am frühen Nachmittag, in hartem Mittagslicht  auf einem meiner letzten Rollei R3, belichtet auf ISO 1600.
    Jedermann Sache ist das sicher nicht. Mir aber gefällt, wie der Gegensatz von tiefschwarzen zu beinahe weißen Flächen das grafische Moment der Bildaufteilung  zusätzlich unterstreicht.

    Früher habe ich mir immer vorgestellt, dass unter meinem Bett ein Krokodil lebt, was beim Zubettgehen nach meinen Knöcheln schnappt. Deshalb bin ich abends – aber nur dann – immer mit einem großen Hopser ins Bett gesprungen. Heute wohnen unter meinem Bett höchstens noch Wollmäuse … aber hinter der Linie 7, da ist noch viel Platz für lichtscheues Getier.

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    Film: Rollei R3 400 @ ISO 1600, entwickelt in Spürsinn MixTour

     

    Wer die Extreme verschiedener Lichtsituationen hinter der Kamera und auch im Labor ausloten möchte – vom  15.-17. Juli 2011 halten wir in Braunschweig einen Doppelworkshop gemeinsam mit Spürsinn, zu den Themen Fotografie am Ende des Lichts und Entwicklung am Ende des Lichts. Wie immer ganz analog und mit viel Raum für Spielfreude.

  • Für große und für kleine Kerle

    … gibt es im Straßenbahnmuseum jede Menge Spielzeug zu sehen. Manche der Gefährte fahren noch (man kann mit oder selbst fahren), andere stehen  still in einer Ecke und warten auf Besuch. So wie die Nummer 17.

     

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    Film: Rollei R3 400 @ ISO 1600, entwickelt in Spürsinn MixTour

     

  • Kein Bahnübergang

    Auf der (Google-)Suche nach alten Kali-Bergwerken in meiner Gegend bin ich vor einiger Zeit über die Webseite des Straßenbahnmuseums gestolpert. Letzteres ist nämlich auf dem Gelände der ehemaligen Kaligrube Hohenfels untergekommen.

    Chris und mir schien das Gelände gut geeignet, um auf einem Pfingstspaziergang die Kameras auszuführen. Wir erwarteten einigen Andrang – schließlich ist an sonnigen Feiertagen meist Kind und Kegel samt familiärem Anhang auf Achse. Statt dessen war es eher still, was uns Zeit  ließ, mit einem der Herren vom Museumsverein ein Schwätzchen zu halten. Er bewunderte vor allem Chris Großformat-Kamera, die ja immer für ein bisschen Gesprächsstoff gut ist. Kontaktscheue Menschen sollten von Kameras auf unwiderstehlich langen Beinen und schwarzem Schleier Abstand nehmen.

    Der Charme des Geländes kam hauptsächlich durch die vielen alten Dinge und deren Verweis auf Vergangenes zustande. Manches ist kurios, anderes  – wie eine Zugzielanzeige mit Verweis auf die Zonengrenze – regt zum Nachdenken an und das ein oder andere Detail hat etwas Verwunschenes an sich. So wie das Schild vom nicht mehr vorhandenen Bahnübergang.

     

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    Film: Rollei R3 400 @ ISO 1600, entwickelt in Spürsinn MixTour

  • Testbilder in Mixtour

    Am letzten Wochenende habe ich mir die Tasche voll mit Kameras geladen, um endlich “angefangene” Filme zu verschießen, wenigstens einen neuen auszuprobieren (Efke 50) und ein bisschen mit Spürsinns neuem Baukastenentwickler MixTour zu experimentieren.

    In meiner Pentax 67 schlummerte noch ein HP5 (belichtet @800) und die Agfa Synchro Box musste dringend leer geknippst werden, um den Efke 50 als potentiellen Himalayafilm Gassi zu führen.

    Beide Filme habe ich erhielten ein Bad in Mixtour-Rezepturen. Als ersten Anhaltspunkt habe ich für den Ilford HP5 bei ISO 800 das Push-Rezept für Tri-X @800 (15:30 Minuten)  verwendet. Unkorrigiert gescannt, musste die Belichtung der Bilder um eine Blende nach oben korrigiert werden. Die Korrekturen  waren ohne Tonwertabrisse möglich. Die Kontraste waren in natura eher schwach, was jedoch für die Nachbearbeitung ein guter Ausgangspunkt war.

    Hier ein paar Testbilder (Klick macht groß).

    Der Efke 50 kam mit seiner MixTour “Normal V1” (8:30 Minuten) aus dem Rezept-Datenblatt  erwartungsgemäß (Box- und Efke-typisch) kontrastarm aus der Dose. Die Kontraste habe ich nachträglich in Lightrrom angehoben. Beim nächsten mal werde ich das direkt mit einer Kontrast-Mixtour versuchen.