Nur geträumt

Ich betrete ein großes altes Haus. Es ist leer und dunkel. Unbewohnt. Fensterspalte lassen nur wenig Licht hinein. Es gibt keine Zimmer, nur Hallen und Treppen. Unendlich viele Treppen. Kaum eingetreten, weiß ich bereits nicht mehr, wie ich wieder hinausfinde. Die Tür, durch die ich hineingekommen bin, führt nun in ein andere Halle aber nicht mehr hinaus.

Ich beginne, auf der Suche nach einem Ausgang die Treppen hinaufzusteigen. Ich steige hoch und höher, Stufe um Stufe über eine ausgetretene, staubig-graue Steintreppe. Die Stiegen scheinen endlos. Schon bald beschleunigt sich der Schlag meines Herzens, es pumpt vor Anstrengung und schlägt hart gegen meine Brust. Unten schlägt eine Tür zu, ich höre Schritte. Außer mir ist noch jemand hier.

Ich gehe schneller, mit einem klammen Gefühl im Bauch. Die Schritte scheinen mir zu folgen und ich beginne, Haken zu schlagen. Biege ab, durch eine Tür zur Linken, haste eine hölzerne Treppe hinauf. Treffe auf eine weitere Tür, gehe hindurch und laufe durch ein ovales steinernes Treppenhaus weiter nach oben. Die Schritte sind immer noch hinter mir her – ich kann sie nun auf der Holztreppe hören. Die Treppe unter meinen Füßen wird immer schmaler und wendelt sich enger und enger nach oben. Meine Schritte hallen durch das Haus. Ich drücke mich im Laufen an die äußere Wand, um von unten nicht zu sehen zu sein. Durch das Treppenauge fällt staubgefiltert eine schmale Lichtsäule. Oben muss ein zentrales Fenster sein. Ein Ausgang?

Die Stufen in diesem Turm sind inzwischen so schmal, dass ich nur noch alleine darauf Platz habe. Immer höher klettere ich, immer herum um die Mitte. Ich habe aufgehört die Umdrehungen zu zählen, als vor mir eine eisenbeschlagene Tür auftaucht. Über der Tür ist ein ovales Oberlicht, durch dass ein Stückchen Himmel zu sehen ist. Hier muss ein Ausgang sein.

Die Klinke lässt sich leicht herunter drücken, was ich nicht erwartet habe. Ein kühler Windstoß weht mir entgegen, als ich hinaus auf eine Turmplattform trete. Ein hüfthohes steinernes Geländer verläuft entlang der Kante. Unter mir breitet sich die große Stadt aus. Die Sicht ist gut, ich kann weit den Fluß hinabsehen, bis zur Hügelkette am Horizont. In der Dämmerung glitzern erste Lichter entlang der großen Straßen. Ich lehne mich an das Geländer und atme tief durch. Den Pullover enger um mich ziehend, blicke ich mich um. Plötzlich bin ich sehr ruhig. Irgendetwas gibt mir das Gefühl angekommen zu sein. Wer auch immer mir gefolgt ist, er ist willkommen. Willkommen, diesen Ausblick mit mir zu teilen.

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