Schattenfiguren

Samstagmorgen. Magen verdorben. Kein ausführlicher Fotospaziergang mit meinem Beast. Schnüfz.

Bei den wenigen Schritten vor die die Tür habe ich wenigstens die neue alte Dame in meiner Sammlung kurz an die Luft geführt. Darf ich vorstellen: meine Agfa Synchro Box.

Schattenfiguren, © Monika Andrae

Film: Ilford Hp5 plus (entw. 8,5 Minuten in Xtol (stock))

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Törtchen?

Trödelmarktbesuche im Winter sind gemeinhin 1. kalt, 2. spannend, 3. ermüdend. Unser Flohmarktversuch am Samstag wäre außerdem (4.) auch noch nass gewesen, hätte es sich dabei nicht glücklicherweise  um einen Hallenflohmarkt gehandelt. Leider fiel wegen dünner Besetzung Eigenschaft 2 (spannend) weg, auch wenn wir durch herzhaftes Feilschen von Chris wenigstens noch einen Aspekt – 5. erfolgreich – abhaken konnten.

Nachdem wir eine angeschimmelte Zeiss Ikon Ikonta, eine müffelnde Voigtländer Vito B und andere missachtete Schätzchen bitterlich beweint hatten, haben wir uns in ein Cafe geflüchtet. Cappuccino tröstet.

Über den  anschließenden Kampf mit meinem Scanner  (da ist doch Zeichnung im Negativ, warum zum Geier sieht er die nicht?? … ) verliere ich besser kein Wort. *gnarf*

[Lucky SHD 100, nach diesem Rezept gepusht auf ISO 800]

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Schwarz, Weiß und Geist-reich.

Ein Wochenende, ein Workshop, ein neuer Film.

Workshops sind für mich eine Möglichkeit, mich mal wieder ausgiebig UND lange mit Fotografie zu beschäftigen – sonst komme ich selten dazu, so viel Zeit am Stück nur einer einzigen Sache zu widmen.

Am Vergangenen Wochenende – beim  zweiten Absolut analog Workshop – wäre also die Gelegenheit gewesen, meine Plastikdosen mit Filmen ein bisschen leerer zu machen. Statt aber an meine Vorräte zu gehen, habe ich mit dem Agfa APX 100 einen frischen Film in meine FE2 gelegt. Zusammen meiner liebsten Festbrennweite, dem 24 mm f/2.8 habe ich mit Chris, Tilla, Micha, Sebastian, Claudia, Eva, Ilka, Julian, Joe und Heinz – kurz, in bester Gesellschaft das Rolleigelände in Braunschweig unsicher gemacht.

Wir zehn haben guten Grund zu vermuten, dass auch der Geist von Herrn Heidecke dabei war – warum bleibt aber unser Geheimnis.

Eine erste Grabung in den Negativen und eine quälend langsame Session mit meinem ollen Scanner förderte Bilder zu Tage, aus denen ich fast einen Eisernen Fotografen basteln könnte: Etwas Surreales, ein Baum, etwas Totes … (jeder Klick macht groß)

(Agfa APX 100, Spürsinn HCD, 1+9, 5:30 Minuten)

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Der Blackbird wird olympisch

Ab und zu gibt es so Momente im Hobbyfotografen-Dasein, bei denen es in einem – nicht nur mit der Kamera sondern auch im übertragenen Sinne – Klick macht.  Momente, in denen man wieder einmal merkt, warum man sich gerade dieses und kein anderes Hobby ausgesucht hat.

Bei mir hat es zuletzt Anfang Juni “Klick gemacht” – während des Happy Shooting Workshops in Berlin.

Angereist bin ich noch mit vollem Equipment, meiner digitalen SLR und mit  meinem wieder genesenen Analogschätzchen – der Nikon FE2. Ich war mir noch nicht sicher, wohin die Reise gehen sollte … noch nicht.

Leider werde ich nicht jünger und mein (sehr analoger) Schiefhals überzeugte mich am Morgen der Exkusion ins Olympiastadion, nur mit dem kleinen Besteck loszuziehen. Die FE2, geladen mit dem Rollei Blackbird, und zwei Festbrennweiten – 24 sowie 50mm. Anfänglich fehlte mir ja was, die Fototasche war so seltsam leicht (die Kamera passt selbst mit Objektiv dran beinahe in die Hosentasche). Im Laufe des Tages allerdings hat mich die kleine, leichte Ausstattung wirklich begeistert. Es kann ein sagenhaft befreiendes Gefühl sein, fast nichts in der Hand zu haben – nicht von einem schweren Schulterriemen schief gezogen zu werden.

Ich fand es überhaupt nicht schlimm, nicht jeden “Schuss” ergattern zu können (Turnschuh-Zoom reicht weit, aber nicht über Zäune und Gräben) . Im Gegenteil, ich fühlte mich angespornt, Motive aufzustöbern, die passten bzw. andere “passend zu machen”.

Der Rollei Blackbird hat mir schon lange aus dem Kühlschrank zugerufen: “Leg.Mich.Ein!”  Ein Schwarzweißfilm mit von Haus aus knackigen Kontrasten? Her damit! Er hat gehalten, was er versprach und ich habe mich ein bisschen verliebt. In einen Film.

Hier die Ergebnisse, belichtet auf ISO 100, entwickelt in Spürsinn HCD (1:9, 8 Minuten, geschwenkt, nicht gekippt), beeinträchtigt durch meinen Billigscanner.

[Klick auf eins der kleinen Bilder öffnet die Galerie, in der man über “next” weiter blättern kann.]

Fazit: zu sagen, es hätte mir nur Spaß gemacht, wäre untertrieben. Ich habe es unendlich genossen, mal wieder fotografisch richtig “Hand anzulegen” – vom Einlegen des Films, über manuelles Scharfstellen, bis zum dem beinahe schon sprichwörtlichen “Fummeln im Dunkelsack” (gell?) und dem Matschen in der Küche. Fehlt nur noch ein Nachmittag in der Dunkelkammer.

!! Für alle Bilder gilt: ©Monika Andrae – sämtliche Rechte  vorbehalten – All rights reserved!!

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